Selbstliebe

Lebensrhythmen - Das Leben im 7/7 Takt

Unser ganzes Leben folgt bestimmten Rhythmen! Denn alle 7 Jahre ändern sich die Lebensthemen, denen wir uns stellen sollten, um daran persönlich zu wachsen.

Am Anfang des Lebens ist uns klar, bis 7 ist Kindheit, danach Schule und Pubertät bis 14, Selbstfindung und Wahl des Berufsweges bis 21, dann Partnerschaften, Beruf und oft Familiengründung usw. Man geht davon aus, dass wir schließlich mit 49 ein vollständiges Erwachsenenprofil haben[1]. Und was ist dann? Wie geht die Entwicklung bis ins hohe Alter weiter? Welche Lebensthemen stehen in diesen Septennien (7-Jahresphasen) an?

Als ich das Posting geschrieben habe war ich ehrlich überrascht, wie sehr die Septennien in meiner Rückschau zutreffen. Daher habe ich sie für die Zeit von 50 bis 100 weiter entwickelt, um die aktuellen und kommenden Rhythmen besser zu verstehen.

Wenn wir uns dem Rhythmus nicht anpassen, könnte es passieren, dass wir Boogie tanzen möchten, während gerade Walzer gespielt wird - und das wäre echt anstrengend.

Take away

  • Auch im Alter stehen ganz bestimmte Entwicklungsschritte an, denen man besser folgen sollte.

  • Meine Erkenntnisse und Vorschläge für die Septennien von 50 bis 100.

  • Sich den Lebensthemen zu stellen, verhindert mögliche Alterserscheinungen wie Rückzug, Frustration, Bitterkeit u.a.

 

pexels: Kampus Production

 

ALLE 7 JAHRE EIN NEUER SCHWERPUNKT

Bei meinem Interview über den Sinn im Alter, gab mir Daniela Philipp das Buch von Penny McLean[2]Alles neu in 7 Jahren. Das Geheimnis der Lebensrhythmen“. Es hat mich sehr angesprochen und ich habe neugierig auf einer Zeittabelle alle wichtigen Erlebnisse und Entscheidungen meines Lebens eingetragen, sowie die schönen und auch die weniger schönen Jahre. Und tatsächlich, ich fand Gesetzmäßigkeiten, die mir bisher nicht bewusst waren.

Auf der Suche nach mehr Informationen zu Lebensrhythmen oder -zyklen fand ich mehrere ähnliche Konzepte. Bereits der griechische Politiker Solon (640-560 v.Chr.), dem wir den Grundgedanken der Demokratie verdanken, sprach von 10 Lebensphasen zu je 7 Jahren und gab jeder ein spezifisches Entwicklungsthema. Auch Rudolf Steiner (Begründer der Anthroposophie) war davon überzeugt, dass das Leben in Wachstumsschritten vor sich geht, wobei jede 7-Jahresperiode direkt mit körperlichen und geistigen Entwicklungen korreliert. Neueste Zellforschung zeigt, dass sich tatsächlich praktisch der gesamte Körper in 7-Jahresperioden erneuert[3] Und auch in meinen Energetik-Ausbildungen habe ich über die Entwicklung der Energiezentren (Chakren) gelernt, die ebenfalls einem 7er Rhythmus folgen.

DIE ENTWICKLUNGSZYKLEN DER 7 CHAKREN

Die 7 Chakren sind Energiezentren, die bestimmte Körperregionen mit feinstofflicher Energie versorgen. Sie enthalten und speichern aber auch emotionale und geistige Informationen. Man könnte sie auch als Bewusstseinsebenen der Persönlichkeit[4] betrachten. Wenn sie durch negative Erlebnisse oder Gedanken „blockiert“ werden, wirkt sich das auf den Energiefluss aus und führt schließlich zu körperlichen Beeinträchtigungen. Deshalb ist es selbst im Alter noch wichtig, seelische Verletzungen oder hinderliche Gedankenmuster von früher aufzulösen.

Natürlich arbeiten alle Chakren permanent, aber jeweils 7 Jahren lang ist eines besonders aktiv (etwa so, wie in der EU, in der alle 27 Mitgliedsstaaten immer aktiv sind, aber abwechselnd hat nur eines den Ratsvorsitz). Das fördert körperliche, emotionale und geistige Entwicklungssprünge (siehe Tabelle).

 
 

Mit dem 49. Lebensjahr (7 x 7 Jahre) ist unsere erwachsene Persönlichkeit ausgebildet. Mit dem 50. Lebensjahr fängt der Zyklus dann von vorne an!

Es ist so, als ob man die gleichen Stücke nochmals spielen würde. Und so wird man unbewusst auf Themen und Situationen gestoßen, die man früher vermisst oder verdrängt hat. Aber heute kann man ihnen mit der ganzen Lebenserfahrung neu begegnen.

Sollten wir das nicht tun, kann das unangenehme Folgen haben. Denn inzwischen ist bekannt, dass viele der sogenannten Alterserkrankungen tatsächlich ihre Wurzeln in bisher nicht verarbeiteten emotionalen Problemen haben, die bis in die Kinderzeit zurückreichen können. Ab 50 kann man also die Chakren mit der ganzen bisherigen Lebenserfahrung neu prägen und so für mehr Energie bis ins hohe Alter sorgen.

VON 49-56: SICHERHEIT UND GEBORGENHEIT

Das Wurzelchakra unterstützt die körperlichen Veränderungen, die jetzt bei Frauen, aber auch bei Männern, einsetzen. Damit klar zu kommen kann eine Herausforderung sein. Will man den Körper in seiner neuen Form annehmen und lieben oder nicht? Hier zeigt sich z.B., ob man mit dem Altern zurechtkommt oder dagegen kämpft. Die ganze Schönheitsbranche lebt davon!

Auch existentielle Fragen rücken in den Mittelpunkt. Genau in diesen Jahren hatte mein Mann einen Karriereknick und ich war im Burnout. Jeder von uns war also gezwungen, sich besonders mit den Themen Sicherheit, Urvertrauen und Durchhaltevermögen auseinanderzusetzen. Und das war, aus heutiger Sicht, sehr gut so.

VON 56-63: BEZIEHUNGEN & EMOTIONEN

Das Sakralchakra steht für Sexualität, Kreativität, Emotionalität, Vergangenheitsbewältigung sowie sinnlich und lustvoll durch die Welt zu gehen. All das ist in dieser Zeit angesagt. Klar, dass wir nach den ganzen hormonellen Veränderungen der letzten Jahre Sexualität neu erleben. So können auch manche Erlebnisse aus der Vergangenheit, Tabus oder Unsicherheiten jetzt neu bewertet oder aufgelöst werden.

Beziehungsthemen erscheinen in vielen Fassetten (z.B. steigt die Scheidungsrate in dieser Zeit) und Emotionen spielen eine große Rolle. Sowohl ein Zuviel als auch ein Zuwenig an Emotionen ist immer ein Zeichen unbewältigter Themen der Vergangenheit. Jetzt ist also eine gute Gelegenheit für Vergangenheitsbewältigung. In dieser Zeit haben mein Mann und ich mit energetischen Ausbildungen begonnen und dabei unzählige Glaubenssätze oder negative Emotionen aus der Kindheit und Jugend aufgelöst. Aus unserer Sicht war das die beste Investition in die Zukunft und hat uns auch enger zusammengeführt.

VON 63-70: NEUES SELBSTBEWUSSTSEIN

Mit der Pension kommt es zwangsläufig zur Neuorientierung. Jetzt kommen nochmals alle Themen der Selbstfindungsphase (15-21) hoch, die zum Solar Plexus gehören Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen, der Umgang mit Macht und Ohnmacht und das „Grenzen-setzen“.

Jetzt entscheidet sich, ob diese Werte aus der eigenen Persönlichkeit kommen oder ob man sich über die berufliche Position definiert hat. Das ist auch eine Erklärung dafür, ob einem der Schritt in die Pension schwer oder leicht fällt. Möglicherweise muss man ein neues Selbstbewusstsein finden, das vom Beruf oder äußerer Anerkennung unabhängig ist.

Auch Ausmisten (Ausmisten - eine Pflichtübung in der Pension) steht auf dem Programm und zwar auf allen Ebenen! Dazu zählen Gegenstände ebenso wie überholte Gewohnheiten.

Die Beziehungen müssen ebenso neu organisiert und Grenzen neu definiert werden, wenn ein oder beide Partner in Pension gehen.

Es ist auch die ideale Zeit, Talente und Fähigkeiten vor den Vorhang zu holen und auszuleben. Die meisten Senioren sind heute noch sehr aktiv!(Gewonnene Jahre; Pension und Alter sind ein Job, GO-GO, SLOW-GO, NO-GO, Freiwilligenarbeit: etwas machen das Sinn macht).

Für all das bietet das Solar-Plexus-Chakra die nötige Energie an. Wenn einem das gelingt, ist man mit 70 selbstsicherer und zufriedener denn je. Wenn man diesen Themen allerdings keine Beachtung schenkt, kann das dazu führen, dass man sich nicht mehr wertvoll fühlt oder mit dem Altern nicht zurechtkommst. Das kann zu Rückzug, Depression und Antriebslosigkeit führen. Man wird tatsächlich alt und fühlt sich auch so.

VON 70–77: BEDINGUNGSLOSE SELBSTLIEBE

Bedingungslose Selbstliebe und Liebe für andere sind ein Resultat eines offenen Herzchakras bzw. bewirken es. Je mehr wir lieben, desto mehr wirken wir alleine durch unser Sein. Unsere Anwesenheit beruhigt, erfreut und macht sicher.

Ein starkes Herzchakra stimuliert auch die Selbstheilungskräfte. Sogar chronische Erkrankungen können eine Verbesserung erfahren. Zusammen mit Selbstliebe und Liebe erklärt das auch, warum manche Menschen über 70 jahrelang nicht zu altern scheinen! Meine Schwester ist das beste Beispiel dafür. Obwohl die letzten Jahren wegen der Krankheit ihres Mannes und Corona sehr schwierig waren, scheint sie selber kein bisschen älter zu werden, weder körperlich noch von ihrer Einstellung und Haltung her.

Wenn man das Herzchakra aber verschlossen hält und an den vielen Verletzungen der Vergangenheit festhält, nicht fähig ist zu vergeben oder sich in Schuldgefühlen vergräbt, kann dies zu Einsamkeit, sogar zu Feindseligkeit, Verbitterung oder Misstrauen führen. Das zeigt sich besonders gegen Ende dieser Periode in großen Unterschiede in der Körperhaltung, Physiognomie oder Gangart.

Ob man es hören will oder nicht,
die Alterserscheinungen eines jeden Menschen
sind das Bild seiner persönlichen Innenwelt.
Penny McLean

VON 77–84: SELBSTAUSDRUCK & SELBSTREFLEXION

Die Energie des Halschakras fordert uns auf, authentisch zu sein sowie uns über den Sinn und die Reichhaltigkeit des eigenen Lebens Klarheit zu verschaffen. Diese Selbstreflexion kannst du z.B. durch Biographiearbeit machen oder du schreibst deine Memoiren (Memoiren, mehr als nur Erinnerung).

Selbstausdruck ist u.a. Kommunikation und der klare Ausdruck der eigenen Meinung. Das wollten wir ja immer schon, doch sehr oft mussten wir zu viel berücksichtigen: die Hierarchie, die Karriere, den „Haussegen“, Abhängigkeiten oder anderes. Wenn das Herzchakra aber inzwischen voll ausgebildet ist, gelingt dir das dann in jeder Situation und zwar niemals verletzend, trotzdem voll Wirkung und authentisch.

Wenn man die alten Beschränkungen und Zurückhaltungen von früher nicht überwindet, die das Halschakra blockieren, spürt man Angst, nicht mehr gut genug zu sein oder nicht mehr akzeptiert zu sein. Das kann dazu führen, dass man die eigenen Gefühle und Gedanken nicht mehr ausspricht, sich missverstanden oder gar ausgegrenzt fühlt.

VON 84-92: INTUITION & WEISHEIT

Das aktive Stirnchakra unterstützt uns darin Erkenntnisse aus all den bewussten und unbewussten Erlebnissen und Erfahrungen zu gewinnen, sodass das Leben trotz abnehmender körperlicher Kraft interessant und reichhaltig bleibt. Ich sehe daher diesen Lebenszyklus im optimalen Fall als Zeit, in der das Leben mit Weisheit und gelassener Heiterkeit erfüllt sein kann. Niemand hat einem mehr zu sagen, was man tun und lassen soll.

Gleichzeitig gilt es aber, sich mit Loslassen zu beschäftigen und Frieden in sich selbst zu finden. Wenn man allerdings an Altem rigide festhält und über Vergangenes trauert, dann leben die Menschen in Angst und Sorgen, unruhig, voll Pessimismus und haben wenig oder kein Interesse an anderen Menschen oder Neuem mehr.

VON 92-98: SPIRITUALITÄT

In dieser Zeit ist das Kronenchakra besonders aktiv und steht für Spiritualität und die Verbindung zum Höheren Selbst. Menschen, die sich darauf einlassen strahlen von innen heraus, schauen voll Frieden auf ihr Leben zurück und gleichzeitig voll Vertrauen dem Tod entgegen. Viele hochbetagte Menschen sind gesund und sie haben eine viel gelassenere Art mit den körperlichen Veränderungen umzugehen, als wir uns vorstellen können. Befragungen von Hundertjährige zeigten (Schönheit des Alters), dass ihr Leben voll Glück, Sinn und Leichtigkeit ist, weil sie es geschafft haben nach den Rhythmen des Lebens zu leben. Und das auch, wenn dazwischen schwierige Jahre lagen.

Mir persönlich hat die Klarheit der Lebensrhythmen und deren Entwicklungsthemen im Alter sehr viel gebracht. Obwohl ich weiß, dass wir häufig instinktiv das Richtige machen, sehe ich aber auch, dass sich oft das Ego durchsetzt und man in alten Gewohnheiten und Anforderungen an sich selbst stecken bleibt. Diesen Lebensrhythmen sind daher eine Art Kompass, nach dem ich mich richten kann und sie zeigen mir die Reichhaltigkeit unseres Lebens und dass es bis zuletzt etliches zu tun gibt. Und auch hier passt einer meiner Lieblingssprüche von Viktor Frankl

Wozu fordert mich das Leben jetzt auf?

Herzlichst
Helga


[1] Rudolf Steiner, Penny McLean, Chakrenlehre, etc.

[2] Penny McLean: Alles neu in 7 Jahren. Das Geheimnis der Lebensrhythmen. KNAUR 2014

[3] Jonas Frisen, Zellbiologe,  Karolinska-Institut Stockholm

[4] Rosalyn Bruyere, Heilerin & energetische Forschung, USA - Ausbildung


Der Selbstliebe mehr Raum geben

Sich selbst zu lieben kennt kein Alter! Doch jetzt im Alter zeigt sich mehr und mehr, ob und wie man Selbstliebe empfindet. Kann man mit den Veränderungen gelassen umgehen oder wird man mehr und mehr verbittert?

Dabei habe ich die Erfahrung gemacht, dass es gar nicht notwendig ist Selbstliebe zu lernen, da sie sowieso unser innerster Kern ist. Wir müssen ihr nur mehr Raum geben, indem wir sukzessive all das wegräumen, was sie zudeckt. Dazu zählen insbesondere kritische und abwertende Selbstgespräche, Wenn-Dann-Prägungen und dauernde, wertende Vergleiche. Darum geht’s heute – wie immer: um strahlend alt zu werden!

Take away:

  • Selbstliebe müssen wir nicht lernen, sie ist in uns immer da

  • Es liegt an uns, ihr mehr und mehr Raum zu geben

  • Der innere Kritiker muss in die Schranken gewiesen werden, denn er überschreitet oft seine Grenzen

 

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SELBSTLIEBE IST MEHR ALS SICH VERWÖHNEN

Wie merkst du, dass du Selbstliebe empfindest? Woran erkennst du das? Wie fühlt sich für dich Selbstliebe an?

Oft höre ich, dass Selbstliebe gleichgesetzt wird mit „sich etwas Gutes tun“ oder gut zu sich selber zu sein (z.B. eine Massage oder ein Wellnesswochenende). Andere wieder meinen, dass es darum geht, sich der eigenen Stärken bewusst zu sein. Aber die Definition von Selbstliebe beinhaltet viel mehr: es geht um die Selbstannahme mit allen Stärken und Schwächen in Form uneingeschränkten Liebe. Und das kann eine Herausforderung sein!

Es ist schön, sich seiner Stärken bewusst zu sein (z.B. Wissen zu haben, das gebraucht wird; sportlich zu sein), wenn daneben allerdings der innere Kritiker uns abwertet (z.B. ich werde aber immer dicker, langsamer,...), dann ist die Selbstliebe nicht uneingeschränkt.

Nach meinen Erfahrungen aus den 20 Jahren, in denen ich mich mit Energetik befasst habe, ist Selbstliebe nicht etwas, was wir lernen oder was wir uns aneignen müssen. Selbstliebe, so wie ich es sehe, ist immer da! Sie ist vielmehr unsere innerste Kraft und das, was uns ausmacht.

Wir sind im Kern Selbstliebe!

DER SELBSTLIEBE RAUM GEBEN

Wie sehr wir sie spüren, uns darüber bewusst sind oder nicht, liegt an unseren verschiedenen Prägungen und Eigenschaften, mit denen sie überdeckt, verdrängt oder unterdrückt wurde. Die Einschränkungen stammen entweder aus der Kindheit, wurden epigenetisch von den Ahnen übernommen oder die Seele hat sie aus einem Vorleben mitgebracht. Manche nennen das Karma. Es sind negative Gedanken, Glaubenssätze und Emotionen über uns selbst und unseren Körper.

Den strahlenden Kern von Selbstliebe müssen wir nicht lernen, aber wir können ihm mehr Raum geben, indem wir nach und nach diese Einschränkungen auflösen.

Darin sehe ich auch eine wichtige Aufgabe im Alter, denn genau das macht den Unterschied zwischen einem liebenden oder einem verbitterten Senior oder einer Seniorin. Mit jedem noch so kleinen Schritt merkt man, wie sich die Selbstliebe ausdehnt und für innere Ruhe und Frieden sorgt.

WAS STEHT DER SELBSTLIEBE IM WEGE?

Nach Barbara Fredrickson (Professorin für positive Psychologie), sind es die Selbstherabsetzung und die Selbstverherrlichung, die der Selbstliebe im Wege stehen. [1]

Durch die Selbstherabsetzung glauben wir nicht, dass wir es wert sind, geliebt oder akzeptiert zu werden. Sie meint „auf einer unausgesprochenen Ebene tun wir unsere guten Eigenschaften als unwichtig ab und bleiben unseren Unzulänglichkeiten verhaftet. Vielleicht glauben wir, unsere Defizite erst ausmerzen zu müssen, bevor wir uns selbst vollkommen lieben und akzeptieren zu können: „wäre ich doch nur dünner, sportlicher, disziplinierter, organisierter, erfolgreicher...“, doch dabei bleibt es meistens. Wir warten ab, ohne wirklich etwas zu verändern und entziehen uns die Liebe, bis diese unausgesprochenen Bedingungen erfüllt sind. Aber das Warten endet nie und ebenso wenig fließt die Selbstliebe.“

Unter all den Abwertungen spielen Schuld und Scham die größte Rolle. Schuld ist ein Gefühl, das seit Jahrhunderten, besonders im religiösen Kontext, in unserer Gesellschaft eine wichtige Rolle spielt und wir alle von klein auf mitbekommen haben. Das Gefühl von Schuld hält einen in Bann und verhindert jegliche persönliche Weiterentwicklung. Damit kann das jeweilige Ereignis nicht aufgelöst werden und Selbstliebe kann nicht fließen. Scham ist in gewisser Weise noch perfider, weil sie die persönliche Würde und den Selbstwert untergräbt und generell als die Emotion mit der geringsten Energie gilt. Es ist daher schwer, aus eigener Kraft der Scham zu entkommen. Ich habe den Eindruck, dass speziell Scham im höheren Alter eine zunehmende Rolle spielt, wenn der Körper nicht mehr der Würde entspricht, die wir als Kind gelernt und so intensiv damit verbunden haben. Mit dieser Scham wird die Selbstliebe zugedeckt.

Ebenfalls abwertend sind „Wenn-dann“-Bedingungen. Als wir klein waren, war es noch üblich zu hören „Wenn du brav bist, dann hat dich die Mama/der Papa/die Oma ...  lieb!“ oder so ähnlich. Dieses schreckliche „Wenn–dann!“ Es steckt in so vielen von uns noch tief drinnen! Aber es ist schlicht und einfach falsch und erniedrigend! Wirkliche Liebe kennt keine Bedingungen! Auch die Selbstliebe nicht!

Interessanter Weise steht auch die Selbstverherrlichung der Selbstliebe im Wege, obwohl sie vorgibt, genau diese zu sein. Eine überhöhte Sichtweise von sich selbst oder eine besonders hohe Selbsteinschätzung muss sich permanent durch positives Feedback bestätigen und ist daher alles andere als Liebe.

Selbstliebe kennt keine wertenden Vergleiche und erzeugt dadurch innere Ruhe. Also tun wir etwas für die Selbstliebe!

In meinen Posts Let´s Celebrate und „feiere deinen Körper“ findet ihr schon einige Anregungen, wie und warum wir gerade im Alter unseren Geburtstag und unseren Körper feiern sollten. Jetzt zeige ich euch noch drei weitere Möglichkeiten, wie man der Selbstliebe zu mehr Raum verhelfen kann.

ICH BIN GUT!

Wir Senioren haben das alles hinter uns: bei Prüfungen bestehen müssen, sich im Job beweisen müssen, schneller, besser, kompetenter sein, sich gut darstellen, um einen speziellen Job zu bekommen, eine gute Mutter/Vater sein ... etc. Irgendwie waren diese Anforderungen und Vergleiche zumindest seit der Schule und dann im Job in gewisser Weise immer anwesend.

Jetzt, in der Pension, fallen viele dieser Bestätigungsmuster weg. Wir müssen und brauchen uns, Gott sei Dank, nichts mehr beweisen! Im Grunde gibt es nur mehr eine Instanz, die zufrieden sein muss, ICH! (mein inneres Kernteam), und zwar ohne irgendeinem Vergleich mit anderen standhalten zu müssen!

Mit der Aussage „Ich bin gut“ geht es keineswegs um die oben zitierte Selbstverherrlichung, sondern nur darum, mir bewusst zu sein, dass ich mit mir, meinen Aktivitäten, meinen Gedanken und meiner Leistung, vor allem aber mit meinem Sein in meinem tiefsten Inneren glücklich bin.

Gestern hatte ich so einen Moment. In einem Gespräch mit meiner Schwester haben wir uns aus heiterem Himmel gegenseitig erzählt, worauf wir gerade stolz sind. Es ging überhaupt nicht darum, den anderen zu Begeisterungskommentaren zu bewegen sondern einfach einmal laut auszusprechen, dass ich auf etwas stolz bin, das ich jetzt mache. Ich mach das gut! Ich bin gut!  Und die andere hörte ohne Kommentar voll Freude und Mitgefühl zu. Das war cool! Probiert das einmal aus!

VETO GEGEN DEN INNEREN KRITIKER

Leider ist da oft noch die andere Stimme in mir, die viel weniger freundlich ist. Vor kurzem war ich beim Ausfüllen eines Online-Formulars wieder einmal richtig wütend auf die Technik und auf mich! Es war alles stressig und hektisch und nichts hat funktioniert, schließlich habe ich auch noch Zahlendreher eingebaut. Sofort meldete sich in meinem Kopf der ungebetene, innere Kritiker: „Ich hasse diese Online-Formulare! Gott, bis du dumm! Bei dem ganzen elektronischen Kram kommst du nicht mehr mit! Kannst du nicht besser aufpassen? Immer wieder passiert dir das!“ Ihr könnt euch vorstellen, das hilft kein bisschen in so einer Situation.

Ich habe den Eindruck, dass der innere Kritiker auch keinen Respekt vor dem Alter hat! Ganz im Gegenteil, er wird lauter und frecher. Als ich einmal den Faden nicht sofort in das Nadelöhr brachte, meinte er herablassend „Du bist immer so patschert! [2] Und jetzt sind deine Arme nicht einmal mehr lang genug für deine Augen!“  Oder, vor Kurzem habe ich einen eleganten, gepflegten Herrn in einem Selbstgespräch zu sich sagen gehört „Ich bin so ein alter Trottel!“

Wir kennen so viele Möglichkeiten um uns innerlich zu kritisieren, manchmal auch zu beschimpfen und runterzumachen und uns selbst weh zu tun. Nie würden wir so verletzend zu anderen sein, schon gar nicht, wenn wir sie lieben. Ich bin mir sicher, diese Form von Selbstkritik und Selbstabwertung ist nur deshalb so einfach, weil niemand zurückredet oder dagegen argumentiert. Daher sind wir verleitet, manchmal sogar noch nachzulegen!

Manchmal ist es gut, den Ärger auszusprechen und damit die überschüssige Energie loszulassen, aber wenn es die innere Würde angreift, halt dich zurück! Lass das nicht unkommentiert stehen! Widersprich dir! Argumentiere dagegen! Dazu kannst du die Position deines Inneren Coaches, einnehmen. Du brauchst dir nur die eine Frage zu stellen: „Kann ich zu 100% und unter allen Umständen sicher sein, dass das so wahr ist?“  Die Antwort ist praktisch immer nein! Vielleicht bin ich in dieser einen Situation „patschert“, ja, aber das gibt mir nicht das Recht, so ein allgemeines, abwertendes Statement mit „Ich bin“ abzugeben. Denn erstens gibt es unzählige  Situationen, in denen ich es nicht bin und zweitens richten sich „Ich bin“-Sätze immer an die ganze Persönlichkeit und gehen daher sehr tief. D.h. abwertende „Ich bin“-Sätze verletzen die eigene Würde. Also sprich diese eine Situation konkret an und nicht deine „Ich bin“-Identität! Statt: „Ich bin immer so patschert“ einfach „In dieser Situation war ich patschert!“

Leg die Strenge in deinen Selbstgesprächen ab, wobei es nicht darum geht, alles positiv zu sehen und schön zu reden. Es geht um einen mitfühlenden, aufrichtigen inneren Dialog wann immer du Gefahr läufst, dich selbst abzuwerten, also wenn der innere Kritiker laut wird.

Akzeptiere was gerade schiefgelaufen ist und switche sofort zu einem bedingungslosen JA! zu dir selbst. Genau das ist auch die Einstiegspraxis beim Tapping. Der Einstiegssatz lautet: Auch wenn ...(zitiere das Problem)... liebe und akzeptiere ich mich voll und ganz! Denn genau wie bei einem Kind mache ich die Liebe nicht davon abhängig, ob es brav seine Aufgaben macht oder nicht. Selbstliebe heißt Akzeptanz, und zwar bedingungslos!

SO TRAINIERST DU MITGEFÜHL

Wenn du deiner inneren Stimme mehr Mitgefühl verleihen willst, dann empfehle ich dir die sogenannte META Meditation (Liebende-Güte-Meditation) [3].

Entspanne dich durch meditative Atemtechniken, denke dann an eine deiner guten Eigenschaften und an ein erfreuliches Ereignis, das dazu passt. Das erste, was dir einfällt ist richtig. Dann sprich innerlich die folgenden Sätze langsam aus und mach nach jedem Satz eine Pause, um dieses Statement richtig zu verinnerlichen.

  • Möge ich mich sicher und beschützt fühlen.

  • Möge ich mich glücklich und voll Frieden fühlen.

  • Möge ich mich gesund und stark fühlen.

  • Möge ich Leichtigkeit empfinden und mich wohlfühlen.

Du kannst diese Sätze natürlich so variieren, dass sie genau zu dir passen!

Die Studien von Barbara Fredrickson haben gezeigt, „dass eine mitfühlende Liebe für sich selbst sowohl für die Gesundheit als auch für das Glück wichtiger ist, als das hochgelobte Selbstwertgefühl!“

SELBSTLIEBE BRAUCHT ZEIT UND GEDULD

Vermutlich das Schwierigste ist es, mit sich selbst Geduld zu haben! Selbstliebe ist nicht etwas, was man „mal so schnell“ lernen kann. Wir entwickeln sie ein Leben lang.

 

Selbstliebe wächst mit
Geduld, Nachsicht, Freundlichkeit, Vergebung
und einem inneren Lächeln,

 

Diese Gedanken wollte ich mit Euch teilen.

Herzlichst
Helga

[1] Barbara Fredrickson: Die Macht der Liebe. Ein neuer Blick auf das größte Gefühl, campus 2013

[2] Österreichisch für ungeschickt.

[3] Volle Anleitung z.B. im Buch „Die Macht der Liebe“

Comfort Food gehört auch dazu!

MEIN PLÄDOYER FÜR COMFORT FOOD

Comfort Food oder Wohlfühlessen ist besonders nach den Pandemiejahren stark in Verruf geraten, weil es als Trostspender übermäßig konsumiert wurde. Die fast immer kalorienreichen, oft süßen und fettigen Speisen jagen die Kilos hinauf, hinterlassen ein schlechtes Gewissen und passen überhaupt nicht in einen gesundheitsbezogenen Ernährungsplan.

Für mich ist es aber das, was es sein soll, nämlich pures Vergnügen! Es ist ein Wohlfühlessen, mit Liebe zubereitet, das man sich bewusst und sparsam gönnt, weil es Spaß macht und für ein inneres Lächeln sorgt. Es ist ein einfaches Vergnügen, das unseren Geruchs- und Geschmackssinn anregt, die beide wichtig für positive Emotionen sind. Daher finde ich, es gehört von Zeit zu Zeit in unser Leben!

Take away:

  • Gönn‘ dir manchmal bewusst (nicht aus Frust oder ähnlichem) eines deiner ganz speziellen Lieblingsessen und schwelge in dem Potpourri von guten Gefühlen.

  • Comfort Food ist fast immer einfach, authentisch und leicht selber zu machen. Aber noch schöner ist es, wenn wir es mit Liebe serviert bekommen.

  • Versuche nie negative Emotionen mit Essen zu verscheuchen. Das funktioniert nicht. Dafür gibt es andere gute Methoden (z.B. Stress Release mit Tapping oder mit deinem Soundtrack).

 

Foto: Robert Pražak

 

DAS KLEINE, EINFACHE VERGNÜGEN

Vor kurzem ist uns etwas Reis vom Vortag übriggeblieben und mein Mann machte spontan dazu eine einfache Tomatensoße mit viel Butter darin[i]. Reis mit Paradeissoße, wie man in Wien sagt. Schon beim ersten Löffel breitet sich bei uns beiden ein wohliges inneres Lächeln aus, das mit jedem Bissen mehr wird. Völlig unabhängig voneinander stellen wir fest: „Es schmeckt wie in unserer Kindheit!“

Wir kochen beide ausgesprochen gerne und gut, auch raffiniert und probieren vieles aus, aber kaum ein Gericht hat uns in letzter Zeit so beglückt. Wie einfach es doch ist, auf diese Art pures Vergnügen in den Alltag zu zaubern.

Dieses Erlebnis gehört für mich in die Kategorie Comfort Food oder Wohlfühlessen. Und ich möchte in diesem Post dem nachgehen, was es ausmacht und auch, was es nicht sein soll! Außerdem kommt jetzt die kalte Jahreszeit, in der man sich gerne zu Hause zurückzieht und sich Zeit für solche kleinen, warmen Vergnügen nehmen kann.

COMFORT FOOD HAT HEUTE KEINEN GUTEN RUF

Der Begriff Comfort Food – Wohlfühlessen - ist noch gar nicht so alt. Erwähnt wurde er das erste Mal 1966, als eine Zeitung in Kalifornien darüber schrieb, dass Erwachsene unter Stress zu Nahrungsmitteln greifen, die an ihre Kindheit erinnern und ein wohliges Gefühl auslösen.

Dieses Gefühl hat allerdings seinen Preis, denn zumeist sind es Gerichte mit viel Zucker, Kohlenhydraten und Fetten und in Summe daher mit vielen Kalorien. Alles Dinge, die unserer modernen Ernährungsidee und auch den Gesundheitsbedürfnissen widersprechen. Wenn Du daher nach Comfort Food auf Suche gehst, überhäufen dich Artikel, die davor warnen. Andererseits preist die Lebensmittelindustrie jede Menge Fertigfutter an, das genau dieses Wohlgefühl bieten sollen. Und natürlich gibt es unzählige Kochbücher und Rezepte im Internet zu diesem Thema.

Comfort Food wird oft auch als Trostessen bezeichnet und im Zusammenhang mit „Emotionalem Essen“ genannt, also Essen um sich besser zu fühlen. Dazu zählt, dass man sich aus Gewohnheit z.B. Schokolade, Knabbergebäck, Fast Food oder sonst leicht verfügbares, kalorienreiches Futter hineinzieht (nicht nur ein Stück, sondern gleich die ganze Packung!), weil man frustriert ist, Stress hat, traurig ist, sich einsam fühlt oder sich belohnen möchte. Ja, dann hängen sich Kilos um Kilos an und sind nur mehr sehr schwer wegzubekommen. Ganz besonders wenn man älter wird, scheinen diese Kilos noch deutlich zäher zu kleben. Die anfänglich positive, emotionale Wirkung hält leider nur kurz an und hinterher bleibt auch noch das schlechte Gewissen.

Es ist sicher keine gute Idee Comfort Food z.B. aus der Packung als Stimmungsaufheller heranzuziehen. Dafür gibt es bessere Methoden, zum Beispiel, wenn du dir deine Playliste mit Songs auflegst, die dich aus dieser Stimmung herausführen (siehe dazu The Soundtrack of My Life). Vor kurzem hat mir eine Klientin erzählt, dass sie ihre Naschereien völlig aufgeben hat, als ihr nach unserem Coaching klar wurde, dass es nur darum ging, sich selbst zu belohnen. Allein der Gedanke „ich will mich ja nur belohnen, das kann ich doch anders auch“ reicht schon aus, dass sie heute nicht mehr zu den einfachen Verführern wie Schokolade oder Keksen greift. Sie hat so nachhaltig und ohne Diät viele Kilos abgenommen.

Wenn wir strahlend alt werden wollen, dann spielt Ernährung eine wirklich große Rolle. Einiges dazu findet ihr auch in meinen beiden Posts Essen im Alter- eine Love Story und Ernährung im Alter – worauf es ankommt . Für gesundes Essen bin ich jederzeit zu begeistern. Aber müssen wir denn alles andere ins Eck verbannen, nur weil man damit Missbrauch treiben kann? Ist es nicht mit allen Dingen so, dass sie schädlich werden können, wenn man sie exzessiv konsumiert? Daher möchte ich jetzt die Dinge hervorheben, die Comfort Food für uns im Alter so schön und, ich denke auch, wichtig machen.

COMFORT FOOD BEWUSST WÄHLEN

Das Zauberwort heißt bewusst! In dem Moment, in dem man kein emotionales Bedürfnis überdecken möchte, sondern ganz im Gegenteil sehr bewusst ein Geschmackserlebnis zulässt, das einen mit schönen Emotionen verbindet, wird Comfort Food zum Glück. Und dass Glück einerseits Entscheidung ist und andererseits mit Achtsamkeit zu tun hat, habe ich euch schon erzählt (Wie werde ich im Alter glücklich). Dass man natürlich nur jenes Comfort Food wählt, das man auch unter medizinischen Aspekten verträgt, versteht sich von selbst!

Kein anderer Sinneseindruck ist mit so vielen Gefühlen und Emotionen verbunden, wie das Geruchserlebnis und das spielt auch beim „schmeckt gut“ eine entscheidende Rolle. Nur ein kleiner Teil des Geschmacks entsteht auf der Zunge. Wir können über den Geruchssinn rund 10.000 verschiedene Gerüche unterscheiden und damit Erinnerungen und Eindrücke verbinden. Mit unserer Zunge hingegen nehmen wir gerade einmal 5 Geschmacksrichtungen wahr: süß, sauer, salzig, bitter und umami. Der Geruch hat zudem die Eigenschaft, dass er ungefiltert im limbischen System des Gehirns ankommt, noch bevor wir ihn rational erfassen können. Es werden so automatisch emotionale, manchmal auch nostalgische, Erinnerungen und Assoziationen hochgefahren. Ganz ohne unser logisches Zutun.

DEN GESCHMACKS- & GERUCHSSINN ERHALTEN

Im Alter schwächen sich unsere Sinne ab. Daher tragen viele Senioren eine Weitsichtigkeits-Brille oder haben Hörgeräte. Aber bei Geschmack und Geruch finden sich viele mit dieser Veränderung einfach ab oder verwenden Geschmacksverstärker. Deshalb salzen manche Senioren viel mehr oder sie beklagen sich, dass „das alles nicht mehr so schmeckt, wie früher“. Es wird geschätzt, dass in unserer westlichen Welt 60% der 65-80-jährigen und sogar über 75% der über 80-jährigen an Riechstörungen leiden bzw. Gerüche schlechter verarbeiten können. Wenn ich so etwas lese, dann frage ich mich immer, müssen wir uns damit zufriedengeben oder können wir etwas tun, um uns diese Sinneswelt besser zu erhalten?

Die Antwort ist ja, man kann diese Sinne bis ins hohe Alter trainieren und immer wieder die Wahrnehmung schärfen. Es wirkt auch besonders gut, wenn man für eine gewisse Zeit eine Art Abstinenz einlegt, also z.B. alles Süße weglässt, starken Geschmack oder Geruch vermeidet. Danach „explodieren“ die Eindrücke förmlich wieder. Jeder, der schon einmal eine Nulldiät gemacht hat, kennt das. Genauso ist es mit dem Comfort Food, achtsam und sparsam genossen trainieren wir damit unsere Sinne.

Denkt aber bitte unbedingt auch daran, dass zu große Erwartungshaltungen, die ihr mit einem bestimmten Essen verbindet, leicht zu Enttäuschungen führen können. Denn wir ändern uns im Laufe der Zeit, der Kontext ändert sich ebenso wie die Rahmenbedingungen und manchmal auch die Qualität der Lebensmittel. Also geht es locker an und lasst euch immer überraschen.  

WENN ICH DAS ESSE, IST DIE WELT IN ORDNUNG

In einigen Gesprächen mit meiner Schwägerin Evelyn hat sich herausgestellt, dass auch innerhalb von Familien und Geschwistern die Vorlieben völlig unterschiedlich sind. Was die einen lieben, lehnen die anderen zum Teil vehement ab. Da gibt es die Liebhaber von Grießkoch und Milchreis oder auch die „Kartoffelfraktion“ von Kartoffelpüree, Kartoffeln mit Butter bis zu Dillkartoffeln. Beim Auflisten kamen wir auch auf Haferflockensuppe mit Rahm, Spinat-Palatschinken[ii], Frittatensuppe oder Erbswurst-Suppe (kennt ihr die noch? Die gab es früher auf jeder Schihütte. Allerdings mache ich sie heute lieber aus Tiefkühl-Erbsen und nicht aus dem gepressten und getrockneten Erbsenmehl).

Bei all diesen Gerichten, mit denen wir uns selbst und unseren Lieben eine echte Freude bereiten können, fällt uns auf, dass sie einfach, ja fast simpel, authentisch und leicht zu machen sind. Vielleicht ist es gerade das Einfache, das uns so bezaubert, nachdem unser ganzes Leben so komplex und raffiniert geworden ist. Zusätzlich werden diese Gerichte mit besonderer LIEBE zubereitet. Wir können uns selbst und den anderen über diesen Weg ganz leicht Liebe schenken! Wie wär´s daher mit einer Comfy-Food-Einladung für Freunde oder Familie?

Und weil „Ausnahmen die Regel bestätigen“: es müssen nicht immer Kindheitserinnerungen und einfache Gerichte sein, die unser Herz erfreuen. Für meinen Schwager gehört z.B. Hummercremesuppe dazu, ein wahrer Luxus, den er sich nach seinem ersten, wirklich großen beruflichen Erfolg geleistet hat. Heute darf sie für ihn auch gelegentlich aus der Dose kommen und verfehlt nie die Wirkung: eine glückliche Erinnerung!

Für mich haben all diese Speisen eines gemeinsam, sie entlocken uns ein Ahh, ein Mmm und dieses oben zitierte innere Lächeln. Mehr braucht´s auch nicht!

Für einen Moment treten Hektik und mögliche Probleme in den Hintergrund und wir sind ganz bei uns. Genau deshalb gehört Comfort Food zum strahlenden Alter!

Herzlichst
Helga

[i]  Ich verrate ich euch noch das Rezept der herrlichen Butter-Tomatensoße, die Robert zubereitet hat. Für diese Tomatensauce brauchst du nur 2 Zutaten, viel Liebe und Zeit. Sie ist an Einfachheit kaum zu überbieten. Du nimmst 400 g Tomaten (z.B. passiert oder aus der Dose), 6 EL Butter (ca. 60 g), eine Prise Zucker und 1 TL Salz. Alles zusammen lässt du mindestens 30 Minuten ganz leicht köcheln, damit sich die Aromen und die Konsistenz entwickeln können.

[ii] Palatschinken sind österreichische, dünne Pfannkuchen; Frittaten sind die daraus in feine Streifen geschnittene Suppeneinlage.

let’s celebrate!

FEIERE DICH SELBST! – GEBURTSTAGE SIND EIN PERFEKTER ANLASS FÜR SELBSTLIEBE

Bei mir steht gerade wieder ein Geburtstag an, deshalb will ich mich heute intensiver mit diesem Thema befassen. Was feiere ich eigentlich und warum? Ist Euch aufgefallen, dass im Alter Geburtstag scheinbar in viel kürzeren Abständen stattfindet als früher? Als Kind haben wir endlos darauf gewartet, aber jetzt scheint er „alle paar Monate“ vor der Türe zu stehen und erinnert uns an unser Alter! Und das sollen wir feiern?

Je mehr ich in dieses Thema eingetaucht bin, desto klarer ist mir geworden, dass Geburtstag feiern neben allen fröhlichen Aspekten insbesondere ein Akt der Selbstliebe ist. Eine besondere Möglichkeit sich selbst und das eigene Leben zu schätzen. Und weil wir davon nicht genug bekommen können, findet Ihr in diesem Post auch 4 Ideen, was man dafür machen kann. LET´S CELEBRATE!

Take away

  • Man ist nie zu alt oder zu jung um ausgiebig Geburtstag zu feiern

  • Geburtstag ist ein Fest der Selbstliebe

  • Schenk Dir selbst eine Geburtstagsglückwunschkarte

 

Photo by Morgan Lane on Unsplash

 

WAS BEDEUTET GEBURTSTAG FÜR DICH?

  • Gehört ihr zu denen, die gerne Geburtstag feiern oder zu denen, die ihn nicht feiern und warum?

  • Was bedeutet Geburtstag für Euch?

  • Wie wichtig ist er?

Ich finde, Geburtstage sind das persönlichste überhaupt und niemand hat einem vorzuschreiben, wie man das feiert - oder auch nicht.

Wenn ich allerdings die Bedeutung, die Geburtstage im Lauf des Lebens haben und wie sie gefeiert werden, näher betrachte, fällt mir eine Art U-Kurve auf, ähnlich der U-Kurve des Glücks. Als Kind ist er ganz wichtig (am Anfang besonders auch für die Eltern), dann kommt die Partyzeit, das Abhängen mit Freunden, dann rückt er immer weiter in den Hintergrund, wird manchmal fast vergessen, bis er oft erst in höherem Alter wieder wichtig wird. Wenn es nicht gerade ein „runder Geburtstag“ ist, dann spielt sich bei vielen „jungen Alten“ zum Geburtstag nicht gerade viel ab.

„Runde Geburtstage“ sind überhaupt eine eigene Sache. Irgendwie spürt man, dass es etwas Besonderes ist, eine neue Lebens-Dekade zu betreten, auch wenn sich im Außen objektiv meistens nichts ändert. Manche feiern sie im großen Stil, egal um welche Dekade es sich handelt und andere lassen ihn am liebsten völlig links liegen und übergehen ihn gekonnt und einige schließlich bekommen richtig Panik. Fast immer jedoch erwarten Freunde und Familie, dass man ihn groß feiert und man muss erklären warum oder warum man nicht feiern will. Ich gehöre zu denen, die immer gerne feiern, ganz besonders diese runden Geburtstage.

Ich erinnere mich noch an frühere Zeiten, in denen einige „feine Damen“ ihren Geburtstag absolut nicht feiern wollten, damit niemand ihr richtiges Alter kannte. Aber dieser Aspekt ist, Gott sei Dank, mit dem neuen Altersbewusstsein praktisch verschwunden. Unter dem Slogan „60 ist das neue 50 oder 70 das neue 60!“ sind wir inzwischen stolz auf unsere Jahre und Frische. Daher, ganz ehrlich, wenn es etwas zu feiern gibt, dann genau das: nämlich dass wir älter werden!

Eine Freundin hat mir folgende super Idee für diesen Post gegeben:

“Altern heißt sich über sich selbst klar werden.“ (Simone de Beauvoir),
Ist es nicht wunderbar, dass jeder Geburtstag uns dem eigenen Ich immer näher bringt und damit zu den Wünschen und Sehnsüchten, die es noch zu leben gilt?

Wie ist das mit dem besonderen Zauber, der den Geburtstag früher ausmachte? Ich glaube es liegt daran, dass wir von klein an erlebt haben, dass an diesem Tag etwas anders ist - im Idealfall man mehr Beachtung bekam - ganz abgesehen von Geschenken und Überraschungen. Auch heute noch ist Geburtstag wohl der einzige Tag, an dem wir, voll akzeptiert von allen, egoistisch sagen können wie und was wir haben wollen und was uns glücklich macht? Wenn das kein Grund ist, genau das zu tun?!

Man ist nie zu alt für einen schönen Geburtstag!

ICH LIEBE MEINEN GEBURTSTAG

Mein Geburtstag fällt in den Jänner, also einerseits in eine Zeit, in der alle von den vielen Feiertagen schon etwas müde sind, aber er fällt andererseits auch in den Fasching und das gibt viele Möglichkeiten zum Feiern. Als ich klein war, gab es daher immer ein Faschingsfest. Diese schönen Erinnerungen motivieren mich bis heute, dass ich mich jedes Jahr wieder auf diesen Tag freue und häufig auch ordentlich feiere. Wie froh bin ich heute immer noch, dass wir unmittelbar vor der Corona-Krise genau das gemacht haben. Diese Erlebnisse nimmt einem keiner mehr!

Irgendwann ist mir klar geworden, dass es nicht nur darum geht von den anderen gefeiert zu werden, und dass andere den Geburtstag für mich gestalten, sondern dass es darum geht mich selbst und mein Leben zu würdigen! Und das ganz besonders auch dann, wenn es nicht gerade so super läuft.

Seit damals ist der schönste Moment an meinem Geburtstag das Aufwachen am Morgen. Denn der erste Gedanke ist: „Das ist mein Tag, mein ganz persönlicher Feiertag und den genieße ich in vollen Zügen!“  An diesem Tag nehme ich mir heraus, nur Schönes zu fühlen und möglichst auch zu machen. Soweit es geht verdränge alles, was gerade nicht so gut läuft. Ich freue mich über alle Geburtstagswünsche und die Liebe von meiner Familie, über all die Überraschungen, die sie für mich vorbereiten, über jeden Anruf, jede SMS und auch, dass so viele Freunde und Bekannte an mich denken!  

UNS SELBST ZU FEIERN HEISST, UNS SELBST ZU LIEBEN!

Uns selbst zu feiern hat viel mit Selbstliebe zu tun und genau das ist oft nicht so leicht. Zu oft haben wir gelernt, uns an anderen zu orientieren und nicht die eigenen Wünsche und Bedürfnisse in den Mittelpunkt stellen zu dürfen. Mich selbst zu lieben hingegen heißt: mich mit allen Stärken und Schwächen anzunehmen, den eigenen Wert zu erkennen, mich zu loben, zu trösten und zu verwöhnen, auf die eigenen Bedürfnisse einzugehen und liebevoll mit mir selbst umzugehen, dankbar sein für das, was ich kann und habe. Wer sich selbst liebt behandelt sich selbst in der Regel gut, nimmt Rücksicht auf andere, erlebt mentale Freiheit und versprüht Ausstrahlung. Es ist die positive Zuwendung zu der wichtigsten Person in unserem Leben - dem eigenen Ich.

Selbstliebe braucht keine „Likes“ von anderen!
Die einzig wichtigen „Likes“ sind die, die ich mir selber gebe!

Selbstliebe ist etwas, das wir im Grunde permanent haben sollte. Aber ehrlich, ich kenne niemanden, mich eingeschlossen, der das immer kann. Daher sind Eckdaten, wie ein Geburtstag, ein guter Anlass sich das wieder vor Augen zu führen und „hochzufahren“.

Meine Ideen für Selbstliebe zum Geburtstag

1.      Was haltest Du von einer Geburtstags-Glückwunschkarte an dich selbst? Wenn Dir nicht einfällt, was Du Dir schreiben kannst, denke einfach, was Du deiner besten Freundin/deinem besten Freund gerne schreiben würdest. Und wichtig ist natürlich auch die Form der Geburtstagskarte! Sie muss genauso sorgfältig und liebevoll gestaltet sein, als würdest du sie verschenken, was du gewissermaßen ja auch tust.

2.     Du könntest eine Liste machen mit den 10 Dingen, die Du an Dir liebst, oder die Du wunderbar an Dir findest. Es können aber auch andere liebevolle Worte sein in Sinne: Was ich mir immer schon sagen wollte!

3.     Eine andere gute Möglichkeit ist es, sich sogenannte „Empowering Questions“ (bestärkende, ermächtigende Fragen) zu stellen, als bewusstes Gegengewicht zu dem so allgegenwärtigen und oft abwertenden inneren Dialog (Schon wieder ein Jahr älter! Wir werden halt auch nicht jünger.)  Hier sind ein paar Beispiele:  Wieso bereitet mir dieser Geburtstag besondere Freude? Wieso wird mein Leben von Jahr zu Jahr schöner und erfüllender? Warum bin ich großartig? Warum bin ich so glücklich? Warum lieben mich meine Freunde? Warum bin ich voller Lebensfreude? Wie bewirke ich in meinem Alter so viel Positives? Warum bin ich jederzeit voller Vertrauen und Zuversicht? Sich solche Fragen selbst zu stellen, zu beantworten und währenddessen dem kritischen Verstand einen Maulkorb zu erteilen (!), sind großartig um sich selbst neu zu sehen.

4.     Auch das hat mit Selbstliebe zu tun und ist wie ein Geschenk: Du kannst die Gelegenheit dazu nützen, Dir selbst manches zu verzeihen und loszulassen, was vielleicht aus heutiger Sicht nicht so toll gelaufen ist. Denn eines ist klar: wir handeln in jeder Situation immer nur so, wie wir im Moment gerade können und erst später sind wir klüger.

Das sind ein paar Ideen von mir, vielleicht hast aber auch du ein paar Ideen dazu, warum es auch für uns „junge Alten“ schön ist, unseren Geburtstag zu feiern!  

Ich jedenfalls mache mich jetzt an meine eigene Glückwunschkarte, plane eine kleine Feier (im erlaubten Rahmen – eh klar!) mit meinem Lieblingsessen, etwas Fasching und ein paar Spielen. Und dann werde ich genussvoll die Kerzen auf meiner Geburtstagstorte ausblasen und einen wunderbaren Wunsch für mein nächstes Jahr machen. Ganz im Sinne des Spruchs, den ich gerade von Freunden bekommen habe:

Wenn dir das Leben einen GEBURTSTAG gibt, mach ein Fest daraus!

Herzlichst
Helga

Mehr über Selbstliebe findet ihr z.B. bei Robert Betz, oder Barbara Fredrickson

Mehr über Glück findet ihr in meinen Blogs Wie werde ich im Alter glücklich und Was ist Glück?