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Vom Verstand zum Mind – Wie wir im Alter mental stärker werden können

In diesem Posting geht es mir um einen echten Paradigmenwechsel: vom reinen Erhalt unserer mentalen Leistungen im Alter zur echten Entfaltung!

Wir hören überall: „Trainiere dein Gehirn, um den Abbau zu verlangsamen!“ Das klingt wie ein Kampf gegen das Unvermeidliche! Doch was, wenn das Altern nicht nur eine Herausforderung, sondern eine neue Chance für unsere mentale Entwicklung bietet? Statt uns nur auf den Erhalt kognitiver Fähigkeiten zu beschränken, können wir unser Gehirn neu nutzen, unsere Intuition, Weisheit und Kreativität entfalten und geistig weiterwachsen. Es geht nicht darum, weniger zu verlieren – sondern darum, mehr zu gewinnen. Wir sollten uns daher fragen: Wie kann ich mein geistiges Potenzial im Alter wachsen lassen und voll ausschöpfen?

Take away

  • Geistiges Wachstum endet nie – Unser Gehirn kann sich bis ins hohe Alter weiterentwickeln.

  • Vom Wissen zur Weisheit – Intuition, Weitblick und Bewusstsein gewinnen an Bedeutung.

  • Begeisterung ist der Schlüssel – Emotionale Stimulierung fördert geistige Fitness.

  • Meditation schafft Balance – Sie stärkt die rechte Gehirnhälfte und verbessert kognitive Funktionen.

  • Innerer Dialog formt Realität – Ersetze „Ich werde vergesslicher“ durch „Ich werde smarter“!

 

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PARADIGMENWECHSEL: VOM GEISTIGEN ERHALT ZUR GEISTIGEN ENTFALTUNG IM ALTER!

Auf wenig anderes sind wir so stolz wie auf unseren Verstand und unser Wissen! Von klein auf werden wir darauf getrimmt, dass viel Wissen und ein scharfer Verstand die höchsten Güter sind und daher werden wir auch nach unserer Denkleistung und unserem Intellekt beurteilt. In der Schule, während der Ausbildungszeit und das ganze Berufsleben lang ist es darum gegangen Wissen anzusammeln, gute, rationelle Entscheidungen zu treffen oder Expertise zu beweisen. Die Gedanken, die wir uns im Lauf unseres Lebens gemacht haben, prägen heute unsere Persönlichkeit zumindest zu einem großen Teil. Und so ist auch die Angst groß, dass wir Denken, Verstand und Ratio im Alter verlieren könnten.

Ich habe viel zu den Themen geistige Fitness und Mental Self Care im Alter recherchiert und traf dabei auf unzählige deprimierende Statistiken über den Abbau der mentalen Fähigkeiten und über den Vormarsch von Demenzerkrankungen in unserer Gesellschaft. In Deutschland sind derzeit 1,8 Millionen Menschen an Demenz erkrankt, das sind 8,5 % aller Personen über 65 [2] und diese Zahl soll sich bis 2050 nahezu verdoppeln! Umfragen haben ergeben, dass mehr als jeder zweite (!) Angst hat, im Alter an Demenz zu erkranken, also vor dem Verlust unseres Verstandes! [3] Was für eine deprimierende Ausgangslage!

Weiters findet man auch viele Methoden und Übungen, wie man dem geistigen Abbau begegnen kann. Selbst die EU hat einen EU-Compass for Action on Mental Health and Well-being herausgegeben. Es gibt viele gute Programme und viele Übungen und sie sind mit Sicherheit gut, aber für mich als älteren Menschen war nichts dabei, was mich so richtig begeistert hat. Denn für mich liegt der gesamte Fokus viel zu sehr nur auf dem maximalen Erhalt der kognitiven Leistungen, also darauf, dem Abbau bestmöglich entgegenzuwirken. Dieser einseitige Fokus klingt für mich wie ein Kampf, den man nicht gewinnen kann.

Ich habe dazu ganz andere Gedanken

Was wäre, wenn unsere geistige Entwicklung jetzt nochmal so richtig los geht?
Was wäre, wenn wir im Alter unser Gehirn völlig neu zu benützen lernen?
Was wäre, wenn wir im Alter unsere mentalen Leistungen zu neuen Höhen führen könnten?
Was wäre, wenn wir tatsächlich vom Wissen zur Weisheit wechseln können und damit auch für Junge interessant bleiben?

Für mich ist das sehr real und vor allem alternativlos! Ich möchte definitiv nicht meine Zeit hier in diesem Leben mit Sudoku oder sonstigen Spielen verbringen (auch wenn ich sie ehrlicherweise manchmal selber gerne mache). Der Weg heißt für mich vom Verstand zum Mind und öffnet das Tor zu unseren Weisheitsjahre.

WORIN LIEGT DER UNTERSCHIED ZWISCHEN VERSTAND UND MIND?

Der Begriff MIND kommt aus dem Englischen und ich verwende ihn, weil es dafür im Deutschen keinen gleichwertigen Begriff gibt. Der Unterschied ist kurz zusammengefasst: Während der Verstand sich hauptsächlich auf kognitive und analytische Fähigkeiten konzentriert und mit dem Gehirn (insbesondere dem Frontallappen) assoziiert wird, umfasst der Mind das gesamte Spektrum mentaler Aktivitäten, einschließlich Emotionen, Wahrnehmungen, Intuition und Bewusstsein, spirituelle Erfahrungen und lässt sich nicht ausschließlich auf das Gehirn beschränken. Manchmal verwendet man im Deutschen dafür den Begriff Geist, der aber auch völlig unterschiedlich interpretiert wird. Für mich steht der Geist über dem MIND und umfasst die höheren Ebenen des Bewusstseins. [4]  MIND beinhaltet also viel mehr als der rationale Verstand und man kann ihn trainieren.

UNSERE GEHINRHÄLFTEN – DER MEISTER UND SEIN DIENER

Ian McGilchrist, britischer Psychiater, Neurowissenschaftler und Philosoph, zeigt mit seinen Forschungen, dass die zwei Gehirnhälften zwar dieselben Grundfunktionen erfüllen, aber auf sehr unterschiedliche und komplementäre Weise. [5] Wie wir die Welt interpretieren und erleben, hängt davon ab, ob diese beiden Gehirne im Gleichgewicht arbeiten oder ob eines von ihnen dominant ist. Das wiederum prägt die Welt, in der wir leben. „Die beiden Hemisphären haben jede für sich einen eigenen Stil, eine eigene Sicht auf die Welt, wenn man so will. Sie sehen die Dinge unterschiedlich. Sie setzen unterschiedliche Prioritäten. Sie haben unterschiedliche Werte[6]

 

Rechte Hämisphäre ist links, linke Hämisphäre ist rechts

RSA ANIMATE: The Divided Brain [7]

 
  • Die linke Hemisphäre (die McGilchrist als "Emissary“, als Abgesandter, bezeichnet) ist analytisch, detailorientiert und neigt zu abstraktem, kategorisierendem Denken, bringt fokussierte Aufmerksamkeit zum Detail - begreift Dinge.

  • Die rechte Hemisphäre (die er als „Meister“ bezeichnet) – mit ihrer breiten, wachsamen Aufmerksamkeit stellt die Beziehung zum Umfeld dar. Sie hat einen ganzheitlichen, intuitiven Zugang zur Welt und erfasst Komplexität, Kontext – versteht Zusammenhänge.

In unserer modernen, westlichen Welt dominiert der Fokus auf die linke Hemisphäre – die ich mit dem VERSTAND assoziiere. Unsere ganze Schulbildung und beruflichen Herausforderungen sind dadurch geprägt. Diese Dominanz führt zur fragmentierten, mechanistischen Weltsicht, die das Ziel im Detail und nicht in der Ganzheitlichkeit sucht. McGilchrist argumentiert, dass diese Dominanz der linken Hemisphäre sogar potenziell negative Folgen für unsere Kultur und unser Verständnis der Realität hat und plädiert für eine Wiederherstellung des Gleichgewichts zwischen den Hemisphären, um eine ganzheitlichere und bedeutungsvollere Wahrnehmung der Welt zu ermöglichen – ich assoziiere das mit dem Begriff MIND.

 

RSA ANIMATE: The Divided Brain

 

“The intuitive mind is a sacred gift.
The rational mind is a faithful servant.
We have created a society that honors the servant
but has forgotten the gift.”
— Albert Einstein

WIE KOMMEN WIR VOM VERSTAND ZUM MIND?

Hier spielt die Meditationspraxis wieder einmal eine entscheidende Rolle. Viele meditative Praktiken fördern die rechte Hemisphäre. Bestimmte Bereiche werden vergrößert und aktiver als sie es sonst wären, wie man mit EEG gut nachweisen kann. Vor allem aber führt sie zu einer Balance der Gehirnhälften, also die Integration von kreativem, analogem Denken zu analytischem Denken. Meditation kann zur Verbesserung der kognitiven Funktionen beitragen, indem sie die Dichte der grauen Substanz im Gehirn erhöht. Die graue Substanz ist für die Verarbeitung von Informationen, das Gedächtnis und die Entscheidungsfindung verantwortlich.

Für mich sind die folgenden drei Punkte die wichtigsten Zutaten für die Entwicklung zum Mind.

Begeisterung – Wie ich schon in einem eigenen Post beschrieben habe, ist nach Gerald Hüther (Neurowissenschaftler) die Begeisterung der Dünger für das Gehirn. Unser Gehirn ist lebenslang lernfähig, es ändert sich durch Umbauprozesse permanent bis ins hohe Alter. Allerdings ist das Gehirn weder eine Maschine, noch kann man es wie einen Muskel trainieren, sondern es braucht eine emotionale Stimulierung. Begeisterung sendet jene Botenstoffe aus, die die Umbauprozesse anstoßen damit neue Netzwerke aufbaut werden. Wenn diese Voraussetzung – also Begeisterung – nicht zustande kommt, passiert auch nichts im Gehirn! Menschen, die lustlos in eingefahrenen Verhaltensmustern leben, schaffen keine Regeneration und keinen Wiederaufbau. Schon aus diesem Grund können wir uns doch nicht damit zufriedengeben, unsere mentalen Leistungen im Alter bestenfalls zu erhalten!

Meditation und Achtsamkeit – ich habe schon so oft über Meditation gesprochen, aber bitte erlaubt mir, dass ich es einfach immer und immer wieder sage: Es ist die Meditationspraxis, die den Monkey Mind [8] zur Ruhe bringt, die die rechte Gehirnhälfte stimuliert und dir, und uns allen, spirituelle und intuitive Erfahrungen ermöglicht. Das ist es, was wir speziell auch im Alter dazulernen können, wenn wir uns vom Verstand zum Mind entwickeln wollen.

Genau das hat auch das EU Forschungsprojekt Silver Santé Study [9] gezeigt: regelmäßig meditierende Personen über 65 haben deutlich bessere kognitiven Leistungen als nicht Meditierende. Insbesondere die Aufmerksamkeit, Merkfähigkeit und der emotionale Zustand sind viel besser. Diese Forschungsergebnisse zeigen auch, dass durch regelmäßige Meditation das Demenzrisiko verringert werden kann!

Neues suchen und ein positiver innerer Dialog – Im eigenen Meer der Glaubenssätze zu verharren, macht alt. Alterslos sind wir nur, wenn wir immer wieder aus dem Konstrukt unserer Glaubenssätze ausbrechen. Also wenn wir uns dazu bereit erklären, die Welt auch einmal ganz anders zu sehen und zu erleben - auch oder besonders dann, wenn es sich ungewöhnlich anmutet.

Wenn du dein Gehirn optimal nützen möchtest, darf es nicht mit negativen Gedanken oder einschränkenden Glaubenssätzen zugemüllt sein, denn dann dreht es sich nur mehr um sich selbst. Beobachte dich einmal beim Denken: Wie schätzt du die Qualität deiner Gedanken ein, das sind übrigens 60.000 bis 80.000 pro Tag! Sind sie überwiegend neutral, negativ oder positiv? Welche Grundstimmung erzeugen sie, eine eher optimistische, lösen sie Freude, Zuversicht, Vertrauen aus oder sind sie eher pessimistisch? Welche Gedanken gehen im Kreis, ohne dass du einen Ausweg findest? Beziehen sich deine Gedanken überwiegend auf die Vergangenheit, die Zukunft oder das Jetzt? Erhöhen sie deine Energie oder ziehen sie dich runter?

Hier die Statistik: 95% aller unserer Gedanken sind repetitiv und bringen nichts Neues! Im Normalfall überwiegen die neutralen Gedanken, gefolgt von negativen Gedanken. Positive Gedanken sind der geringste Anteil, wenn man sich nicht bewusst darauf fokussiert.[10] Erstaunlicherweise fällt uns das nicht immer leicht, und nicht selten hat daher der Innere Dialog eine negative oder kritische Note.

Tipp: Wenn du deinem Inneren Dialog auf die Schliche kommen willst, dann sprich eine Zeitlang immer wieder deine Gedanken aus! Das kann ganz leise sein, aber hör dir dabei zu. Du wirst merken, dass das gar nicht so einfach ist. Denn dein Innerer Dialog ist oft so viel schneller und unterschwellig. In jedem Fall wirst du ein Gefühl für deinen Gedankenstrom bekommen und manchmal kannst du gleich mit einer Gegenfrage, einem positiven Statement oder Affirmation dagegen anreden.

Grundvoraussetzung für unser Wohlbefinden und unseren mentalen Aufbruch sind ein unterstützender und freundlicher innere Dialog. Daher hat der Gedanke Ich werde immer vergesslicher keinen Platz mehr in deinem Kopf und du solltest ihn schleunigst durch Ich werde immer smarter ersetzen! 😊

Es ist zugegebener Weise nicht ganz leicht, aus einer Gedankenroutine auszubrechen. Es gehört viel Achtsamkeit dazu und man muss sich immer und immer wieder an der Nase nehmen, dem Gedankenkarussell ein STOP verordnen und die Aufmerksamkeit in die Richtung lenken, die einen mit Freude erfüllt. Aber es lohnt sich allemal!

AUFBRUCH IN UNSERE WEISHEITSJAHRE

Mit diesem Paradigmenwechsel beginnt der Aufbruch in unsere Weisheitsjahre. Wenn wir uns in den Weisheitsjahren vom Verstand zum MIND entwickeln, erweitert sich unsere Sichtweise automatisch und wir nützen viel mehr Bereiche unseres Gehirns. Wir können also im Alter ganz bewusst jene Fähigkeiten ausbauen, die zu Intuition, Weitsicht und gelassener Reflexion etc. führen, alles Fähigkeiten, die auch unsere Gesellschaft dringend braucht. Zusätzlich bringt uns das Alter – bewusst erlebt - neue positive Erlebnisse und Erkenntnisse, die man davor noch nicht kannte und die auch nur im Alter erlebbar sind.

Das bezeichne ich als den Weg vom Verstand zum Mind – vom Wissen zur Weisheit. Vielleicht ist das auch ein Ansatz, der dich begeistern könnte?

As we begin to navigate the wisdom years,
we begin to move out of the sphere of achievement and ambition
into the sphere of enjoyment and appreciation
and opening to the wonder of it all.
- Joseph Campbell

Herzlichst
Helga

[1] Mercedes Benz Left Brain Right Brain print ads  

[2] DZNE Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e. V.Fakten zu Demenz Stand 2024

[3] DAK Gesundheit: Deutsche haben immer mehr Angst vor Krankheiten 2024

[4]  Der Begriff Geist wird je nach Wissenschaft sehr unterschiedlich definiert: in der Medizin und Neurowissenschaften als Produkt der Gehirnfunktionen, in der Psychiatrie und Psychotherapie als Gesamtheit der psychischen Funktionen, in der Psychologie als Summe aller mentalen Prozesse und Verhaltensweisen und in der Theologie und der Energetik wird der Geist in einem spirituellen, transzendenten Kontext verstanden als göttlicher Geist, Seele, Teil einer höheren Ordnung der Realität, der über das Physische hinausgeht. In der Philosophie werden verschiedene Positionen diskutiert, vom Dualismus (Geist und Materie als getrennte Substanzen) bis zum Materialismus (Geist als Produkt physischer Prozesse) – Wenn man von Körper – Seele – Geist spricht, versteht also jeder etwas anderes darunter!

[5] Ian McGilchrist: The Master and his Emissary (2009), The Matter with Things (2021)

[6] CBC/Radio Canada: Neuroscientist argues the left side of our brains have taken over our minds  2021

[7]  RSA ANIMATE: The Divided Brain 2011

[8] Von einem Monkey Mind spricht man, wenn einen Sorgen, Gedanken, Befürchtungen, Grübeleien, Ängste, Aufgaben plagen und diese unkontrolliert durch den Kopf rasen, Er symbolisiert eine Horde von Affen, die wild herumhüpfen, sich von Ast zu Ast schwingen, kreischen und für unangenehme Unruhe sorgen.

[9] Medit-Ageing / Silver Santé Study - Investigating the impact of meditation training on mental health and wellbeing in the ageing population. Eine französische Studie unter der Leitung von Dr. Gael Chetelat - koordiniert vom französischen INSERM

[10] Lynn McTaggart – Power of 8 Masterclass 2021

Rente & Rezepte

Neue Rezepte, neue Tricks: Wie die Pension meine Kochgewohnheiten verändert

Ich koche seit mehr als 45 Jahren regelmäßig! Aber ganz ehrlich, nicht immer war das ein Spaß. Oft genug habe ich einfach nur etwas „hingezaubert“. Daraus ist dann zwar viel Routine entstanden, aber doch mit einem eher beschränkten Rezeptrepertoire.

Aber jetzt, in der Pension (Rente), hat das Kochen einen ganz neuen Stellenwert bekommen, einfach weil die Zeit da ist, neue Rezepte und vor allem auch neue Tricks auszuprobieren.

Damit bedienen wir gleichzeitig aber auch zwei der wichtigsten Aspekte, um die Lebensqualität im Alter zu erhalten und jugendlich zu bleiben: Gute Ernährung und mentale Fitness! Denn es ist die Abwechslung, die unser Gehirn fordert und frisch hält. Also auf zu neuen Experimenten!

Takeaway

  • Abwechslung im Alltag ist einer unser Jungbrunnen!

  • Die Küche kann zu deinem fröhlichen Expermentier-Studio werden, sowohl wenn du schon jahrzehntelange Routine hast, als auch, wenn du jetzt erst damit anfangen willst.

  • Lass deinen Partner/Partnerin auch mal Chef sein, auch wenn er/sie weniger Erfahrung hat als du.

 

Foto Katharina Bogensberger

 

WIE BRINGEN WIR PEP IN DEN KÜCHENALLTAG?

Dass Ernährung im Alter eine der ganz wichtigen Säulen ist, um vital zu bleiben, hat sich wohl schon überall herumgesprochen. Und auch auf meinem Blog findet ihr bereits mehrere Posts dazu: Essen im Alter – eine Lovestory, Ernährung im Alter, was braucht es? sowie Comfort Food gehört auch dazu!

Ich will heute allerdings ein andere Seite beleuchten und zwar, wie du mehr Spaß in die Küchenroutine bekommst. Denn viele von uns kochen manchmal seit Jahrzehnten so gut wie täglich für unsere Lieben und für uns selbst. Dabei war die Prämisse doch sehr oft (besonders bei Working Mothers): „Es muss schnell gehen und möglichst allen schmecken“. Das hat eine ganz besondere Routine geschaffen. Die meisten Speisen gehen dann „mit links“ und der Speiseplan hat sich – zumindest überwiegend - auf das eingependelt, was ohne Widerspruch akzeptiert wurde („Was gibt´s heute zum Essen? Nudeln mit ...“ ).

Bei einem Treffen unterhalten sich Freunde
über das langweilige, tägliche Kochen müssen:

Er, “Aber ich esse einfach alles!“
Sie: „Ich koche ja nur das, was du magst...“

Heute will ich euch ermutigen, aus genau dieser Routine auszubrechen und neue Rezepte und Speisen auszuprobieren, aber vor allem auch Handgriffe ganz anders zu machen als bisher. Das mag zwar nach einer Kleinigkeit aussehen, aber es ist eine gute Gelegenheit Spaß zu haben, zu genießen, unser Gehirn fit zu halten und gleichzeitig etwas für Koordination und Feinmotorik zu tun. Jede Menge Vorteile, also! 😄

Daher, liebe Herren oder Damen, vielleicht ist das eine Anregung und auch etwas für euch, selbst oder gerade wenn ihr noch nie gekocht habt.

Kochen ist reiches Anwendungsgebiet für dieses out-of-the-box Denken.

  • Neu schneiden lernen: Vor kurzem erst zeigte mir mein Sohn, wie man mit dem Wiegeschnitt wie ein Profi schneidet. Schon oft habe ich in Videos gesehen, wie Köche mit atemberaubender Schnelligkeit Dinge auf diese Art fein schneiden, aber es selbst zu machen, war eine große Umstellung von meinem bisherigen „Standard“. Ich bin zwar noch ziemlich langsam damit und vorsichtig, aber es geht immer besser.

  • Kochsalat völlig anders: Ich habe entdeckt, dass man Kochsalat, den Schrecken meiner Kindheit, auch ganz anders zubereiten kann als eingebrannt mit Erbsen: die halbierten Herzen auf der Schnittfläche in einer Pfanne auf hauchdünnen Zitronenscheiben und etwas Chili braten und mit Balsamico und wenig Honig beträufeln. In meiner Kindheit wäre das undenkbar gewesen!

  • Salzstangerl: Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich neulich Brot und Salzstangerl gebacken. Ich war nicht nur überrascht, wie gut die gleich beim ersten Mal geworden sind. Ich war auch überrascht wie viel besser wir sie vertragen als Gekaufte und wie viel länger sie sich frisch halten.

  • Tomatentesting: Vor kurzem haben wir in der Familie ein Dosentomaten-Testing gemacht! Ihr wisst doch, es gibt Dosen die nur wenigen Cent kosten (zu denen ich bisher meistens gegriffen habe unter dem Aspekt: „Die werden ja eh nur verkocht“), bis zu jenen, die mehrere Euros kosten. Wir wollten wissen, ob man wirklich Unterschiede merkt und wenn ja, welche. Also haben wir 5 verschiedene Dosen roh und als Sugo (jedes einzeln gekocht!) blind verkostet: Der Unterschied war unerwartet auffallend! Die billigen waren unverhältnismäßig sauer und die teuersten tatsächlich reich an guten Aromen. Aber wir haben für uns auch einen wunderbaren Kompromiss aus preiswert und wirklich gut gefunden.

  • Gemüse paniert im Plastiksackerl? Meine Schwester hat das ausprobiert. Man gibt die Gemüsestücke in ein Sackerl (Tüte), schüttelt diese mit Mehl und entfernt dann das überschüssige Mehl. Dann kommt verquirltes Ei dazu – schütteln – dann die Brotbröseln – nochmal schütteln & violá, man ist fertig! Meine Oma hätte vermutlich verächtlich weggeschaut 😄, aber es funktioniert!

  • Kreative & gesunde Mittagssnacks. Als ich noch arbeitete, habe ich etwas schmunzelnd auf meine Freundin geblickt, die mit wahrer Hingabe die Salatteller für ihren Mittagssnack zubereitete. So viel Aufwand dachte ich damals. Inzwischen folge ich ihrem Vorbild immer öfter. Ich bin richtig kreativ geworden! Meine drei Lieblingsrezepte aus der letzten Zeit waren: Selleriesalat mit Fenchel, Orange und Nüssen, Salat mit Karotten, Champignons und Oliven (einer meiner liebsten Salate) und Kohlrabi-Carpaccio mit Pecorino und Rucola. Dazwischen gab es schon auch ein paar Versuche, die nicht so gelungen sind, aber das gehört zur Kreativität eben auch dazu.

Für diese neuen Ideen braucht es nur etwas Neugierde, denn Youtube ist voll mit solchen Anregungen! Einfach ein bisschen zu suchen und selbst ausprobieren.

GEMEINSAM KOCHEN- WER IST CHEF?

Was auch richtig Spaß macht, ist diese Tricks und neue Rezepte mit Freundinnen und Freunden zu teilen. Ein solches Kochevent habe ich mit meiner Freundin Katharina gemacht und sie hat mir gezeigt, wie man ein indisches Dal (Linsengericht) mit vielen Beilagen zu neuen Geschmackshöhen bringt.

Ganz besonders nett ist es natürlich gemeinsam mit Enkelkindern oder „ausgeborgten“ Kindern von Freunden oder Verwandten zu kochen. Und wenn du gemeinsam mit deinem Partner kochen willst, dann ist es erfahrungsgemäß wichtig, sich vorher auszumachen, wer wofür Chef ist! Natürlich kann auch einer Chef sein, wenn er weniger Erfahrung oder Routine hat! Nur dann musst du dich vor allem mit Ratschlägen zurückhalten und dich in deine Rolle als Sous Chef einfügen! Vielleicht kommt dein Partner ja auch auf ganz neue Ideen! Bei uns zu Hause hat das zumindest für viel Entspannung in der Küche gesorgt.

ABWECHSLUNG, AUCH WENN DU NUR FÜR DICH KOCHST!

Katharina lebt in einer in alle Winde zerstreuten Patch Work Familie und somit zeitweise alleine und ich bewundere, wie sie auch für sich selber mit viel Kreativität und Abwechslung kocht, aber vor allem auch anrichtet. Den Satz „Ist ja nur für mich“ kennt sie nicht, denn:

„Ich bin mein eigener, immer willkommener Stammgast!“

Um sich immer wieder anzuspornen fotografiert sie ihre Gerichte und teilt sie auf Instagram und Facebook. Somit hat sie immer „Gäste“, selbst wenn sie einmal alleine isst. Sie ist keine Bloggerin, sondern findet einfach nur die Rückmeldungen und Gespräche, die sich daraus ergeben, so belebend. Aber das ist nur eine Facette, denn häufig lädt sie auch Gäste ein oder kocht schon mal für ihre Nachbarin mit, wenn diese im Home Office ist.

💡 Fazit: Deine Zeit in der Küche ist kostbar!

Ich hoffe ich konnte euch etwas inspirieren, aus dem täglichen, manchmal langweiligen Kochen etwas Besonderes zu machen. Unsere Zeit ist doch viel zu kostbar, als nur das Normale abzuwickeln, oder? Nutze die Gelegenheiten, um aus einer notwendigen Aktivität auszubrechen und frischen Wind in den Alltag zu bringen. Denn Abwechslung hält nicht nur den Speiseplan, sondern auch unser Leben jung und strahlend!

Herzlichst
Helga