Seele

Seele - die führende Kraft in unserem Leben

Die Zeit um Allerseelen und das trübe, manchmal auch nebelig- mystische Herbstwetter lösen bei mir immer das Bedürfnis aus, innezuhalten und über das Leben und seine Endlichkeit beziehungsweise Unendlichkeit nachzudenken. Daraus sind schon die Posts Reden wir über Sterben und Tod und Letzte Hilfe Kurs entstanden. Dieses Jahr ist es die Seele, mit der ich mich näher befasse.

Überall auf der Erde und in allen Religionen machen sich die Menschen seit je her Gedanken über die Seele und es gibt viele Gemeinsamkeiten, aber auch viele Kontroversen. Ich möchte in diesem Post nicht diskutieren, ob die Seele unsterblich ist, reinkarniert oder nicht, sondern ganz einfach beleuchten, welche Rolle sie in unserem täglichen Leben spielt.

Während meiner Berufsjahre und auch in meinen energetischen Ausbildungen habe ich viele Persönlichkeitsmodelle kennengelernt und jedes davon hat mir neue und auch hilfreiche Einsichten und Erklärungen gebracht. Aber so im Innersten „ertappt“, wie bei der Beschäftigung mit meiner Seele, bin ich mir noch nie vorgekommen. Plötzlich war so klar, warum sich immer wieder dieselben Muster und Situationen in meinem Leben zeigen und gleichzeitig kann ich viel gelassener damit umgehen.

Mit diesem Post möchte ich euch zeigen, wie man mit der Seele kommunizieren kann um sich selbst besser kennenzulernen, denn es scheint mir, dass mit dem Älter werden die Fragen nach Sinn und Warum noch dringlicher auftauchen als früher.

Take away

  • Aus meiner Sicht ist die Seele mein unveränderlicher Wesenskern und der wahre CEO in meinem Leben.

  • Jede Seele hat einen einzigartigen Archetyp und bildet mit der Lebensaufgabe und individuellen Qualitäten meine Grundenergie, die sich wie ein „roter Faden“ durch das Leben zieht.

  • Durch die Beschäftigung mit der eigenen Seele lassen sich viele Fragen über uns selbst beantworten, die wahren Stärken entfalten und man ist einfach viel authentischer!

 

Foto: Valentin Antonucci auf pexels

 

DIE SEELE - OFT ZITIERT UND UNTERSCHIEDLICH VERSTANDEN

Wie oft zitieren wir die Seele in Redewendungen, ohne uns Gedanken zu machen, was denn eigentlich die Seele ist: „Mir liegt etwas auf der Seele. Du sprichst mir aus der Seele. Sich alles von der Seele reden. Den Seelenfrieden finden. Mit der Seele baumeln. Wir sind ein Herz & eine Seele. Ja, und man kann sogar seine Seele verkaufen! Offensichtlich wissen wir alle, dass da etwas Besonderes in uns ist.

Dem Begriff Seele nachzugehen, ist schwierig, weil es so viele unterschiedliche Deutungen gibt. Allein im Arbeitskreis MITEINANDER: Ärzte-Psychotherapeuten-Energetiker, den ich ein paar Jahre leiten durfte, sind wir nach etlichen Missverständnissen in heißen Diskussionen auf fundamentale Unterschiede gestoßen. Unsere Psychotherapeuten und Mediziner haben Seele als Synonym für Psyche angesehen, also die Gesamtheit der Gefühle eines Menschen. Wir Energetiker hingegen sehen die Seele als immaterielle, unsterbliche Identität, die bereits vor der Geburt existiert, den Körper vorübergehend bewohnt und diese Erfahrungen über den physischen Tod hinaus bewahrt.

ENTDECKE DEINE SEELE

Der energetischen Sicht folgend habe ich im Artikel Jour Fixe mit dem Kernteam schon eine Definition versucht und die Seele als CEO bezeichnet, also den „Geschäftsführer“ in meinem Leben. Er repräsentiert den Eigentümer (der ist für mich das Höhere Selbst), bringt bereits eine Lebensaufgabe mit, sucht die besten Bedingungen dafür, also einen Körper mit all den biologischen Gegebenheiten der Ahnenlinien und ein entsprechendes Umfeld, um diese Lebensaufgabe bestmöglich zu erfahren. In diesem Post möchte ich diesen Gedanken weiter vertiefen und der Strategie nachgehen, die „mein CEO“ in meinem Leben verfolgt.

In meinen Meditationsgesprächen mit der Seele ist mir vor allem ihre Größe und Einzigartigkeit bewusst geworden sowie ein tiefes Gefühl von Sicherheit entstanden. Sie ist unser wahrer Wesenskern mit all den individuellen Eigenschaften, Stärken und Schwächen. Dieser Teil in uns kann durch Erziehung, Wissen und auch Erfahrung nicht verändert werden, allerdings können wir uns davon distanzieren, indem wir z.B. äußeren Einflüssen nachgeben oder uns ungewollt anpassen. Dann leben wir auf eine Art und Weise, die nicht unserem wahren Kern entspricht, wir erleben Selbstzweifel, sind nie so richtig zufrieden oder auch ewig auf der Suche.

Ich habe auch den Eindruck, dass die Seele wenig übrig hat für unser wirtschaftliches Dasein. Es ist ihr egal, ob wir Erfolg haben, reich oder arm sind, etwas Großes oder Kleines bewegen. Das passt schon eher zum EGO und zum Verstand. Der Seele geht es vielmehr um die Qualität, mit der wir durchs Leben gehen und was wir dabei erleben, erfahren und was wir daraus machen. Früher dachte ich, Seelenaufgabe und Berufung sind etwas Großes, der ultimative Weg zu Liebe und wahren Gefühlen. Das ist sicher nicht falsch, aber offensichtlich gibt es auch noch ganz andere, viel profanere Dinge, die die Seele ausprobieren möchte und das können sogar auch Reibung und Konflikte sein. Diese aufzulösen und neue Wege zu gehen – darum geht’s!

Durch die Beschäftigung mit der eigenen Seele lassen sich viele persönliche Fragen beantworten:

Wer bin ich? 
Was ist der Sinn meines Lebens? 
Warum fallen mir manche Dinge so leicht und andere so schwer?
Wieso passieren mir immer wieder die gleichen Dinge?

Die Seele in ihrer Vielfalt zu erkennen, geht nicht mit Logik oder über den Verstand. Es ist eine andere Ebene, die man - aus meiner Erfahrung - eher mit dem Herzen spürt. Ebenso kann man die Stimme der Seele wahrnehmen, wenn man völlig neutral und still ist und nur beobachtet, denn die Sprache der Seele ist meist deutlich leiser als die des Verstandes.

Die Voraussetzung für eine Begegnung ist daher tiefe Entspannung und Gedankenstille. Dann kannst du direkt mit ihr sprechen - sie ist ja immer da. Die Informationen und Antworten kommen allerdings nicht immer so direkt, wie wir das gewohnt sind oder wünschen. Manchmal sind es spontane, klare Botschaften und so einprägsam, dass es nichts mehr zu diskutieren gibt, manchmal ist es eine tiefe innere Erkenntnis oder es zeigt sich ein unmissverständliches Gefühl und manchmal kommt in diesem Moment einfach gar nichts. Das ist dann gewöhnungsbedürftig und kann frustrierend sein, denn schnell ist der Verstand da und meint: Siehst du, geht ja doch nicht!

Daher kann man sich auch anders helfen, um Einsicht in die Seele und ihre Aufgaben und Qualitäten zu bekommen.

ARCHETYPEN DER SEELE UND ENTWICKLUNGSZIELE

Eine der besten Beschreibungen der Seelenaufgaben habe ich bei Varda Hasselmann und Frank Schmolke in ihrem Buch Archetypen der Seele [1] gefunden. Eines Tages kam mein Mann zu mir und meinte „Bitte lies das, so gut habe ich mich noch nie beschrieben gefühlt! Jetzt machen für mich so viele Dinge, die sich in meinem Leben wiederholen, erstmals Sinn.“ Die Beschreibung seiner Seelenmatrix war auch für mich ein Schlüsselmoment in unserer Beziehung. Nicht nur erkannte ich meinen Mann darin, ich habe auch verstanden, warum er auf bestimmte Situationen immer gleich reagiert und dass das keine Schwäche, sondern Programm seiner Seele ist.

Das Modell von Seelenmatrix und die Archetypen der Seele basiert auf der Idee, dass jede Seele mit einer einzigartigen, angeborenen Energiestruktur in diese Welt kommt. Die Basis bilden sieben Archetypen oder Seelenrollen: Heiler, Künstler, Krieger, Gelehrter, Weiser, Priester und König. Diese Rollen haben natürlich nichts mit Berufsbildern zu tun. Die Seelenrolle zeigt unser Potenzial und eine bestimmte energetische Schwingung, die unsere Grundausstrahlung bildet.

Wie man diese Seelenrolle tagtäglich lebt, hängt von weiteren konstanten Faktoren ab, die grundlegende Aspekte unseres Wesens prägen. Hier nur ein paar Beispiele:

  • Die Grundangst, z.B. das Gefühl von Unzulänglichkeit, Angst vor Unberechenbarkeit oder verletzt zu werden. Sie zeigt sich in vielen Situationen und ist ein starker Antrieb für persönliche Entwicklung.

  • Das Entwicklungsziel (z.B. herrschen, unterordnen, akzeptieren … ) ist jenes Thema, mit dem wir uns auf unterschiedlichste Weise auseinandersetzen müssen.

  • Der Modus zeigt das Temperament, wie wir dieses Entwicklungsziel erreichen: z.B. leidenschaftlich, vorsichtig, zurückhaltend oder aggressiv.

  • Die Mentalität ist die geistige Grundhaltung, mit der wir durchs Leben gehen. z.B. als Skeptiker, Zyniker, Pragmatiker, Idealist, Realist.

  • Das Reaktionsmuster legt fest, wie wir auf plötzliche Ereignisse reagieren, z.B. emotional, intellektuell, aktionistisch.

  • Das Seelenalter ergibt sich aus der Anzahl von Inkarnationen und entspricht einer Art Reifungsprozess.

Jeder dieser Aspekte hat eine spezifische Energie und alle zusammen bilden die Energiestruktur unserer Seele. Sie drückt sich in all unseren Lebenssituationen aus und gibt uns Orientierung und Stabilität. Eine wichtige Erkenntnis war für mich, dass diese Seelenenergie über das gesamte Leben unverändert ist und vor allem auch unabhängig von äußeren Einflüssen wie Erziehung oder Erfahrungen.  

DIE SEELE SPIELT IM ALLTAG IMMER MIT

Neugierig habe ich mich selbst anhand der Seelenmatrix eingeschätzt und mich dabei positiv „ertappt“ gefühlt! Dass ich mich in der Rolle der Weisen wohl fühle, die gerne schwierige Erkenntnisse verständlich vermittelt, für Kommunikation sorgt und gerne auf der Bühne steht (u.v.m.) war schnell klar. Dass aber dazu Unzulänglichkeit als Grundangst zu mir gehört, hat mir die Augen geöffnet. Ein ganzes Leben lang begleitet mich dieses Gefühl und ist unabhängig von all meinen vielen Erfolgen. Früher habe ich mit diesem Gefühl gehadert und dagegen angekämpft. Nach der Beschäftigung mit der Seelenmatrix habe ich es einfach angenommen. Inzwischen beginne ich sogar schon innerlich zu lächeln, wenn sie sich wieder einmal zeigt und denke: Wozu forderst du mich heute auf? Außerdem laufe ich nicht mehr Eigenschaften nach, die ich nicht habe. wie z.B. die Qualitäten der Kriegerin, die u.a. kein Problem mit Konfrontationen hat. Konfrontationen sind einfach nicht meines, ich löse das anders.

Besonders interessant fand ich die Reaktionsmuster, also die Art und Weise wie man auf überraschende Situationen reagiert. Das zeigt sich im Alltag immer und immer wieder und kann zu massiven Missstimmungen führen, wenn die anderen „anders“ reagieren. Wenn z.B. eine überraschende Nachricht kommt, kann die erste Reaktion Angst oder Sorge sein oder auch eine intellektuelle Analyse der Situation oder man beginnt spontan, aktionistisch zu handeln. Wie wir reagieren, hat nichts mit Intellekt zu tun, sondern ist Teil unserer Seelenergie und damit angeboren. Sich und andere in dieser Erstreaktion zu kennen und zu akzeptieren ist bereits ein großer Schritt zum gegenseitigen Verständnis

SCHICKSALHAFTE WENDUNGEN

Ich habe viel gelesen und vor allem auch meditiert, um meine Seele zu erfahren. In einer Meditation hatte ich plötzlich diese Klarheit, dass sie den „roten Faden in meinem Leben“ darstellt. Wenn ich auf mein Leben blicke, dann ist da tatsächlich eine Konstanz - trotz aller biografischen Brüche, Schwierigkeiten und Wendungen und manchmal ganz entgegen meine Wünschen oder meinen Verstand. Aus heutiger Sicht kann ich zu jeder dieser Situationen sagen: Gut war´s! Für mich ist damit klar, dass da eine höhere, nicht verstandesmäßige Instanz in mir am Werk ist.

Für mich ist die Seele
der rote Faden in meinem Leben!

Wenn man sich mit den Energiestrukturen der Seele befasst, können wir unsere individuellen Stärken besser verstehen, unsere Ängste annehmen und unser Leben in Einklang mit unserem tiefsten Wesen gestalten. Alles in allem: authentischer und leichter durchs Leben gehen.

Es gibt viele gute Informationen im Internet, aber ich empfehle dir, dich mit jemand anderen dazu auszutauschen, denn viel zu leicht trifft man auf „blinde Flecken“ oder bleibt im Wunschdenken stecken. Außerdem ist die Beschäftigung mit der Seele nichts, was man so schnell einmal nebenbei „abtickt“, es ist eine dauernde Entdeckungsreise zu sich selbst. Und je mehr man sich selbst entdeckt, desto stärker wird unser Strahlen!

Herzlichst
Helga

mehr Informationen zur Seelenmatrix u.a. Andrea Tuma: Impulsen der Seele folgen

[1] Varda Hasselmann und Frank Schmolke: Archetypen der Seele: Die seelischen Grundmuster - Eine Anleitung zur Erkundung der Matrix -  Goldmann 2010

 

Entdecke deine Weisheitsjahre: vom Ego zur Seele

„Das Älterwerden ist oft von Stereotypen und falschen Vorstellungen geprägt, denn wir betrachten es oft durch die Linse dessen, was wir verlieren und nicht durch die Linse dessen, was wir gewinnen. Was wäre, wenn der Rest deines Lebens der beste Teil deines Lebens wäre?“

Mit diesem Paradigmenwechsel begann Cheryl Richardson [1] (Self-Care Coach und Autorin) ein Interview, das mich sehr angesprochen hat, weil sich einerseits unsere Ansichten über das Alter decken und weil sie andererseits den Weg der persönlichen Entwicklung zu einem „weisen Älteren“ so gut beschreibt.

Deshalb will ich euch in diesem Artikel einige ihrer wichtigsten Aussagen zusammenfassen.

Take Away:

  • Wie du von einem EGO-dominierten Leben zur Entfaltung deiner Seele gelangst

  • Praktische Anregungen für deine Weisheitsjahre

  • Erstell eine Bucket-List deiner Seele

 

Foto Sigrid Umgeher

 

UNSERE WEISHEITSJAHRE

Hast du dir schon einmal überlegt, ob du ein weiser Alter oder eine weise Alte werden willst? Entweder nein, weil es dann mit der Jugendlichkeit vorbei ist oder ja, weil weise Alte etwas Besonderes sind. Wie auch immer, weise werden wir nicht von selbst, also nicht nur durch die Lebensjahre, Erfahrung oder Wissen sondern auch durch aktives Arbeiten an innerem Frieden und Zufriedenheit mit uns selbst.

Wenn wir die Mitte unseres Lebens erreicht haben, ist es Zeit, uns bewusster auf die innere Welt zu konzentrieren. Es geht dabei nicht darum, ein Einsiedler zu werden oder uns von der äußeren Welt zurückzuziehen, sondern es geht darum ein Gleichgewicht herzustellen!

Für Cheryl Richardson beginnen die Weisheitsjahre bereits über 50 als langsamer, stetiger Prozess, als eine Reise, deren Ziel es ist, vom EGO-dominierten Leben zu sich selbst zu kommen und der Seele Raum zu geben.

Es ist so wichtig, das Älterwerden zu unserem Vorteil zu nutzen!

Alleine mit der Einstellung „die beste Zeit liegt noch vor mir“ ändert sich alles! Denn dieses optimistische Bild der Zukunft lässt uns alles was ist und noch kommt positiv gestalten.

Diese folgenden Einstellungen machen unsere Weisheitsjahre aus: [2]

  • Ab der Mitte unseres Lebens müssen wir uns weniger mit dem Körper und mehr mit dem Bewusstsein identifizieren, das ihn belebt. Für mich ein spannender Gedanke, denn für die meisten steht gerade dann der Körper als Maß aller Dinge im Fokus!

  • Wir sollten unsere Lebensweise vom Leistungsanspruch unseres EGOs hin zu unseren Herzenswünschen entwickeln. “As we begin to navigate the wisdom years, we begin to move out of the sphere of achievement and ambition into the sphere of enjoyment and appreciation and opening to the wonder of it all.” (Joseph Campbell)

  • Wir dürfen nicht stehen bleiben! Auch wenn wir viele Dinge gut gemeistert haben (z.B. ein erfolgreiches Berufsleben), sollten wir weitergehen, denn sonst stagniert unsere Energie. Wir brauchen aber die Energie, die durch Neues entsteht. Dieses Neue sollte nicht (nur) dem Verstand folgen, sondern insbesondere unserer Seele.

  • Wenn etwas nicht mehr so geht wie bisher (z.B. ich bin nicht mehr der fitte Sportler von früher ☹️), brauchst du eine „updated Version of yourself“ 🙂, die du primär in deinem Inneren findest.

  • Weisheit hat auch damit zu tun, dass wir erkennen, wie kostbar unsere Zeit und Energie ist und dementsprechend wählerisch sind, wie wir damit umgehen.

Vereinfacht gesagt:

Die Weisheitsjahre sind ein Prozess wo der Verstand (EGO)
und das Herz (SEELE) mehr und mehr in Balance kommen.

Mein Mann und ich haben uns immer wieder gefragt, wo und wie wir die Weichen für unser gemeinsames, schönes Leben jetzt im Alter gestellt haben? Wir hatten einige Ideen dazu, aber durch Cheryl Richardson habe ich zumindest eine Antwort gefunden. Zwischen 50 und 60 haben wir beide umfangreiche energetische Ausbildungen neben dem Beruf gemacht und damit im Grunde einen konsequenten Weg von außen nach innen, also vom EGO zur SEELE, und der damit verbundenen Persönlichkeitsentwicklung, begonnen. Über die vielen Jahre konnten wir diese neuen Lebenseinstellungen auch in den Alltag integrieren. Wenn uns heute etwas zuwiderläuft, z.B. ein Missgeschick, Schmerz oder Sorge, dann erinnern wir uns gegenseitig daran, dem ängstlichen Verstand Einhalt zu gebieten und das zu finden, was uns in dieser Situation weiterbringt.

BEWUSST ÄLTER WERDEN! VOM EGO-LEBEN ZUM SEELENAUSDRUCK

In meinem Post Jour Fixe mit dem Inneren Kernteam bin ich schon auf diese Begriffe eingegangen, möchte sie aber aus dem Blickwinkel der Weisheitsjahre noch weiter beleuchten.

  • Das EGO oder die Persönlichkeit ist das, was im Laufe der Zeit von klein auf geformt wird. Es sind die Glaubenssätze und Rollen, die wir unser ganzes Leben lang aufgenommen haben, z.B. von Eltern, Lehrern, unseren Peers und Freunden, dem Arbeitsumfeld, der Gesellschaft. Es ist unsere Reaktion auf all das, was passierte. Das EGO orientiert sich am Außen, in dem es sich sicher fühlen will und es äußert sich über den Verstand.

  • Die SEELE ist das, was wir wirklich sind, die Essenz, das Bewusstsein, das zum größeren Bewusstsein zurückkehren wird, wenn wir den Körper verlassen. Die Seele ist nicht hier um etwas zu erreichen, zu erobern oder Dinge anzusammeln. Sie ist hier, um das Leben in jedem Moment, der sich vor uns entfaltet, vollständig zu erfahren und die persönlichen Qualitäten zum Ausdruck zu bringen. Sie Seele äußert sich über unser Herz.

Unsere Gesellschaft verehrt überwiegend nur das EGO (den Selbstdarsteller), das im Verstand einen permanenten Verbündeten hat. Das ist in der ersten Lebenshälfte ja auch wichtig, um sich in der Welt positionieren zu können.

Da sich die Seele generell nicht durch äußere Ziele oder Errungenschaften ausdrückt - denn sie ist leise und man spürt sie primär nur in Ruhe und innerer Stille - wird es beim bewussten Altern wichtig, EGO-Gewohnheiten, Überzeugungen und Einstellungen zu hinterfragen.

Es hat einen großen Vorteil sich mit der SEELE einzulassen!
Die Seele kann mit den Veränderungen des Körpers liebevoll umgehen, das EGO nicht! Der Alterungsprozess, die Veränderungen bei Schönheit, Fitness und Status treffen ein ausgeprägtes EGO besonders hart, weil es von Vergleichen lebt und daher schnell abwertend oder destruktiv wird. Das EGO hat Angst vor dem Tod, die SEELE nicht! Das EGO hat eine Anhaftung an die Materie, das Verlangen, dass die äußere Welt auf eine bestimmte Art und Weise so oder so sein soll (oder auch nicht), damit wir uns gut fühlen oder glauben uns gut zu fühlen.

Das Ziel in unseren Weisheitsjahren ist es aber, das EGO langsam zu durchschauen und Teile davon abzulegen, z.B. die Rolle des Überfliegers, des Machers, der Ehrgeizigen, der Pleaserin (allen alles recht machen wollen). Diese verschiedenen Rollen hatten wir früher aus damals gutem Grund angenommen, sie sind aber in den Weisheitsjahren nicht mehr notwendig.

Kennst du den Begriff Bucket List, jene Liste von all den Dingen, die du unbedingt noch sehen, tun oder erleben möchtest, bevor das Leben zu Ende geht (GOGO – SLOWGO – NOGO)? Das ist auch in Ordnung, nur sei dir dabei bewusst, dass das meistens eine reine EGO-Liste ist, die nichts mit dem zu tun hat, was deine Seele erleben möchte. Bronnie Ware, eine australische Krankenschwester, hat über Jahre festgehalten, was Menschen in den letzten Stunden ihres Lebens wirklich bereuen und darüber ein Buch geschrieben. [3] Das waren allerdings keine Dinge, die man üblicherweise auf einer Bucket List findet, sondern diese 5 Themen [4]

  1. Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, mir selbst treu zu bleiben.

  2. Ich wünschte, ich hätte nicht so viel gearbeitet.

  3. Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, meine Gefühle auszudrücken.

  4. Ich wünschte, ich hätte den Kontakt zu meinen Freunden gehalten.

  5. Ich wünschte, ich hätte mir mehr Freude gegönnt.

Also mach, am besten in Meditationen, nach und nach eine Bucket List deiner Seele! Was will sie erleben, in welchen Momenten fühlt sie sich so richtig lebendig? Und denk daran, dass das oft scheinbare nur kleine Momente sind, aber du merkst, dass dir dabei das Herz aufgeht.

WIR HABEN NOCH NIE DAGEWESENE CHANCEN

Unsere Eltern und die Generationen vor uns hatten die Möglichkeiten noch nicht, sich mit solchen Gedanken auseinanderzusetzen. Sie hatten ganz andere Voraussetzungen und Herausforderungen als wir heute. In ihrem Leben gab es die Idee von persönlichem Wachstum und Selbstreflexion noch nicht. Ihre Zeit war geprägt von harter Arbeit, sich zusammenreißen, durchsetzen, das tun, was einem angeschafft wurde, oft sogar auch von echtem Überlebenskampf etc. Es gab dabei viele traumatische Erlebnisse, die nie aufgearbeitet wurden. Damals haben die Eltern überwiegend auch bestimmt, was die Kinder beruflich werden sollen und nicht, was die Kinder wollten. Wenn einige von ihnen daher gegen Ende ihres Lebens verbittert wurden oder wütend oder sich durch Demenz verabschiedet haben, ist das mehr als verständlich. Ihre Seele hatte nie die Chance, ihre Qualitäten zu erfahren!

Aber wir haben heute die Chance! Es gibt viele Möglichkeiten, Methoden und Hilfen und vor allem das Verständnis, um mit sich selbst ins Reine zu kommen und sich authentisch zu entwickeln – bis zum letzten Tag des Lebens.

Ich persönlich will diese Chance in jedem Fall nützen! Ich will, dass viele Menschen es genießen, mit mir zusammen zu sein, egal ob ich 70, 80, 90 oder älter bin, weil für mich meine innere Entwicklung immer Priorität hat und haben wird.

PRAKTISCHE ANREGUNGEN FÜR DEINE WEISHEITSJAHRE

  • Meditation – Gespräche mit deiner Seele, deinem Herzen.
    Gewöhn dir eine tägliche Praxis an, z.B. 10 Minuten bewusste Stille in deinem Leben zu erzeugen. Ohne Musik, ohne besondere Absicht, einfach nur hinsetzen. Schließ die Augen und richte deine Aufmerksamkeit auf deinen Atem und lass ihn langsamer und tiefer werden. Wenn Gedanken kommen, lass sie los und komm wieder zum Atem zurück. Du kannst deinen Atem auch auf die Herzgegend richten (Herzatmung). Ich habe viel Meditationspraxis hinter mir, aber es war diese tägliche und einfache Routine, die mir so viel innere Ruhe geschenkt und einen intensiveren Kontakt zu meiner Seele ermöglicht hat.

  • EGO-Self-Awareness: Halte mehrmals am Tag inne und frag dich, Warum mach ich das jetzt? Was mach ich da eigentlich? Komm dir selbst auf die Schliche und vor allem, glaub deinem Verstand nicht alles!

  • Sei nett zu dir selbst – entwickle dich vom inneren Kritiker zum inneren Freund
    Ich hab´ schon mehrmals darüber geschrieben, aber es ist und bleibt einer der Schlüsselpunkte für ein gutes Leben: Die Art und Weise, wie wir mit uns selbst sprechen, beeinflusst uns und gerade das EGO ist dabei zumeist nicht zimperlich. (z.B. „Jetzt wirst du echt langsam und umständlich!” - “Du bist so ein alter Depp!“). Gewöhn dir daher ein paar Sätze an, mit denen du den inneren Kritiker in die Schranken weisen kannst.  Wenn ich z.B. etwas gemacht habe, das echt daneben ging und das EGO sagt „Wie dumm war das jetzt!“, dann sag ich mir „Helga, du bist OK so, wie du bist. Das war grade eben nur ein Hoppala! Du hast schon so viel erlebt und gut überstanden, also mach dich nicht fertig! Nimm lieber einen tiefen Atemzug, gönn dir eine Pause und dann mach einfach weiter!

  • Du musst schwierige Situationen nicht alleine durchstehen! Gönn dir Hilfe z.B. durch einen Coach oder Therapeuten und denk daran, dass du mit dieser Persönlichkeitsentwicklung danach ein gutes Stück weiser bist.  

Herzlichst
Helga

[1]  Cheryl Richardson: Redefining Aging: Making the Rest of Your Life the Best of Your Life; Tapping World Summit 2024
https://www.thetappingsolution.com/blog/tapping-world-summit-2024/

[2] Cheryl Richardson: Selfcare for the Wisdom Years
https://cherylrichardson.com/books/self-care-for-the-wisdom-years/

[3] Bronnie Ware: 5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen: Einsichten, die Ihr Leben verändern werden  Goldmann (2015)

[4] Helga Pražak: WAS MACHST DU JETZT Vom Vergnügen in der Pension und der Verantwortung für ein vitales und glückliches Alter. Buchschmiede (2019)

Jour Fixe mit dem Inneren Kernteam

 „Körper-Seele-Geist in Einklang bringen“, das klingt so simpel, so klar, so als wüssten alle genau, was damit gemeint ist. Wisst Ihr das? Was bedeutet das für Euch? Und was bringt es, die alle in Einklang zu bringen?

Wie unterschiedlich das Menschen sehen können, ist mir erst klar geworden, als ich im Rahmen des Projektes MITEINANDER [1] den Arbeitskreis „Zusammenarbeit von Ärzten- Psychotherapeuten- Energetikern um gesund und vital alt zu werden“ geleitet habe. Alle hatten ein gänzlich anderes Bild davon, speziell was die Begriffe Seele und Geist anbelangt. In der Medizin ist die Seele nicht existent und Geist ist das was das Gehirn leistet. In der Psychotherapie wird der Begriff Seele synonym mit Psyche verwendet und bezieht sich auf Gefühlsregungen und Emotionen. Geist adressiert meist den Verstand. C.G Jung hat aber auch noch die geistige Ebene des Höheren Selbst, sowie kollektive, geistige Ebenen definiert. In der Energetik wird unter Seele die Essenz eines Menschen verstanden, ein vom Körper unabhängiges Informationsfeld, das ihn ausmacht und Geist als Bewusstsein bis hin zur universellen Energie, von der jeder Mensch ein Teil ist.

In jedem Fall drücken diese 3 Begriffe aus, wie man sich selber sieht und welche Möglichkeiten man anerkennt, um das Leben und den Körper zu steuern.

Daher möchte ich heute der Frage des Philosophen Richard David Precht nachgehen und euch mein energetisches Bild dazu zeigen.

Wer bin ich – und wenn ja, wie viele?
Richard David Precht

Take away

  • Bevor man über Körper-Seele-Geist spricht: frag nach, was darunter verstanden wird

  • Die Beschäftigung mit den inneren Instanzen gehört zum Job im Alter

 

Photo by Josh Calabrese on Unsplash

 

DAS INNERES KERNTEAM

Das INNERE KERNTEAM ist für mich so etwas wie ein inneres Betreuer-Team, das in allen Lebenssituationen und Lebensphasen wegweisend ist. Der Körper ist gewisser Maßen das Boot im Foto, das von vielen inneren Instanzen gesteuert wird. Daher ist für mich die Auseinandersetzung mit ihnen so wichtig, weil sie unmittelbare physische Auswirkungen haben, die ganz besonders im Alter mehr und mehr sichtbar werden. Sie sind die „Hintermänner“ im Körper und haben das eigentliche Sagen.

Für all die folgenden Begriffe gibt es unendlich viele Deutungen. Daher nehme ich es pragmatisch und wähle Formulierungen, die es mir möglich machen zu erkennen, wer gerade das Sagen hat und wer was ändern kann. Dieses Bild über das INNERE KERNTEAM ist für mich über viele Jahrzehnte gewachsen und geht, wie Ihr sehen werdet, über die Begriffe Körper-Seele-Geist hinaus.

Zum Innere Kernteam gehören für mich:

  • Höheres Selbst      – der unsterbliche Eigentümer

  • Seele                       – der CEO & Zeitenwanderer

  • Innerer Coach        – der neutrale Beobachter

  • Verstand                 – der Denker, Planer & Erwachsene

  • Ego                          – das Selbstbild & der Selbstdarsteller

  • Inneres Kind           – die Lebensfreude & unterbewusste Programme

DAS INNERE KERNTEAM UND SEINE AUFGABEN IM ALTER

Höheres Selbst – der unsterbliche Eigentümer
Es ist unser ewiges ICH, eine zeitlich und räumlich unbegrenzte Kraft und verbunden mit allem, was ist. Nachdem es zu seiner Existenz keine wissenschaftliche Erklärung gibt und geben kann [2], liegt es mehr in der Vorstellung von jedem selbst, sich ein Bild vom Höchsten Selbst zu machen. Wenn wir uns in Ruhe und Einkehr diesem Höheren Selbst zuwenden, erhalten wir eine Weisheit, die viel umfassender ist als das, was wir in der materiellen Welt erleben oder über rationales Denken erfassen können. Alleine dadurch kommt eine Gefühl von Sicherheit, Verbundenheit und Geführt-Sein, das mithilft, Frieden und tiefe innere Liebe zu finden. Je älter wir werden, desto wichtiger scheint mir diese Ausrichtung.

Seele – der CEO & Zeitenwanderer
Wie oft sprechen wir von der Seele, ohne genau zu wissen, was wir damit meinen: „Mir liegt etwas auf der Seele. Du sprichst mir aus der Seele. Sich alles von der Seele reden. Den Seelenfrieden finden; ...“. Offensichtlich wissen wir alle, dass Etwas in uns ist, das eine besondere Stimme hat. Der Begriff selbst ist, wie ich oben bereits geschrieben habe, höchst unterschiedlich definiert bzw. anerkannt. Für mich ist die Seele der inkarnierte Anteil meines Höheren Selbst. Also ein Teil, der in dieser Welt Erfahrung machen möchte. Dazu bringt sie, ähnlich wie ein CEO, Lebensaufgabe und Bedingungen sowie Erfahrungen aus früheren Leben ein und sucht Ahnenlinien von Mutter und Vater, also meinen Körper im jetzigen Leben. Die Erfahrungen während dieses Lebens nimmt die Seele dann nach dem Tod mit.  Daher liegt für mich der Sinn des Lebens primär darin, Erfahrungen zu machen. So gesehen ist das Leben voll interessanter Entdeckungen für die Seele. Mit dem Tod verlässt sie den Körper und wechselt wieder in eine höhere Dimension. Wenn man sich mit der Seele beschäftigt (z.B. das Konzept des Seelenalters oder die Chakrenarbeit), bekommt man eine Vorstellung von der eigenen Lebensaufgabe. Und schon allein das Wissen um ihre Existenz und um unsere eigene spirituelle Dimension nimmt dem Tod den Aspekt des Endgültigen.

Innerer Coach – der neutrale Beobachter
Dieses Mitglied des Kernteams ist nicht so bekannt, hat aber aus meiner Sicht eine ganz wichtige Position. Es ist eine Art neutrale Instanz, die uns hilft, in schwierigen Situationen Abstand zu nehmen, sodass wir weniger emotional oder rational sondern weiser agieren.

Wenn wir emotional reagieren spulen wir blitzschnell alte Muster ab, auf die wir kaum Einfluss nehmen können und die nicht immer gut sind. Der Verstand andererseits setzt auf analytische, logische Ketten, ist dafür jedoch viel langsamer und auch nicht immer treffsicher. Der Innere Coach hingegen beobachtet die Situation aus einer übergeordneten, neutralen Position: Was läuft denn da gerade ab? Er spürt und sieht aus der Ruhe und Neutralität Zusammenhänge auf vielen Ebenen, auch außerhalb des Alltäglichen und Rationalen. Er schöpft aus unserem kreativen Potenzial um sich auszudrücken und das Ergebnis seiner Arbeit sind unmittelbare, klare Bilder oder Einsichten. Aus dieser Position sind ganz andere Lösungen möglich als der Verstand oder die Emotionen liefern können. Das verstehe ich unter weise.

Den Inneren Coach zu aktivieren ist eine reine Übungssache und je öfter man ihn befragt, desto weiser können wir agieren. Achtsamkeitsübungen helfen, diese Stärke auszubauen.

Verstand – der Denker & Planer, der Erwachsene
Auf wenig anderes sind wir so stolz wie auf unseren Verstand und unser Wissen. Von klein auf werden wir darauf getrimmt, dass viel Wissen und ein scharfer Verstand die höchsten Güter sind. Und so spielt sich unser Verstand oft als der Größte im Team auf - was er tatsächlich aber nicht ist! Die eigentliche Aufgabe des Verstandes ist es für Ordnung, Struktur und Orientierung zu sorgen. Er hilft uns beim Analysieren, planvollen Handeln, bei Vorsorge und beim Umsetzen. Er ist ein perfekter Buchhalter und Stratege, aber wenn es um spirituelle Themen geht, kommt der Verstand an seine Grenzen. Im Grunde bin ich ein großer Fan des Verstandes, habe aber in vielen Jahren Meditation gelernt, dass es Sinn macht, ihn immer wieder in die Schranken zu weisen und das Denken auszuschalten, um die anderen Teammitglieder stärker zu Wort kommen zu lassen.

Nach Umfragen in Deutschland hat jeder zweite Angst vor Demenz, also vor Verlust des Verstandes.[3] Alleine die Angst vor etwas kann bereits viele Einschränkungen auslösen, weil die energetische Versorgung dadurch blockiert wird. Das Bild und die Arbeit mit dem inneren Kernteam kann viel dazu beitragen, dass genau diese Angst verringert wird und das wiederum wirkt sich positiv auf unsere kognitiven Leistungen aus,

EGO – das Selbstbild & der Selbstdarsteller
Das EGO ist vermutlich das schwierigste Teammitglied, wenn es um die 2. Lebenshälfte und das Alter geht. Es sieht sich als das einzige ICH (was es ebenfalls nicht ist!) und bestimmt wie wir uns verhalten und fühlen. Der Alterungsprozess als solches und die Veränderungen des Körpers, der Schönheit, Fitness und Status treffen ein ausgeprägtes EGO besonders hart, weil es von Vergleichen lebt. Wenn es sich über Aussehen (Jugendlichkeit), Job, Vermögen oder Anerkennung definiert, braucht das Ego im Alter daher eine starke Anpassung, die nicht immer leicht ist. Kommt es damit nicht zurecht, ist es abwertend und kann so destruktiv gegen den eigenen Körper wirken.

Ich empfehle jedem, zu Beginn der Pension dem Ego besonders einfühlsame Beachtung zu schenken, damit es mit der neuen Situation besser zurecht kommt. Praktisch heißt das, sich ein positives Bild vom Alter zuzulegen und Vorbilder zu suchen, die das Neue verkörpern. Zusätzlich gilt es, sich mit der Frage auseinander zu setzen: Wer bin ich, wenn ich die bisherige berufliche Rolle nicht mehr habe oder den Sport nicht mehr machen kann, oder nicht mehr in Kleidergröße 36 passe, oder wenn ich das Bisherige nicht mehr machen oder haben kann?“  Kläre mit dem Ego welche Bedürfnisse jetzt wichtig sind und probiere auch Neues aus, das dein Ego positiv überrascht.

Inneres Kind – die Lebensfreude & unterbewusste Programme
Das Innere Kind steht symbolisch für zwei Persönlichkeitsaspekte: unsere kindliche Lebensfreude und die emotionalen Muster und Glaubenssätze, die wir als Kind aufgrund von unzähligen Reaktionen auf Erlebnisse im Unterbewusstsein abgespeichert haben.

 
 

Das glückliche Innere Kind ist voll kindlicher Neugier, Begeisterungsfähigkeit, Staunen, Lebendigkeit, Spontaneität, liebt Abenteuer und ist ganz im Hier und Jetzt. Diese Potenziale sind ein Leben lang in uns vorhanden und können jederzeit aktiviert werden. Genau dieses Innere Kind darf und soll jetzt, im Alter,  wieder intensiv zum Vorschein kommen. Daher widme Dich immer wieder den Fragen: Was löst im mir große Freude aus? Woran habe ich richtigen Spaß?  Und gib dem auch ausreichend Raum. (siehe Post: Abheben – Darum brauchen wir Vergnügen, Humor und Spaß)

 
 

Das Innere Kind hat aber auch negative Erfahrungen gemacht. Z.B hat es Ängste, Verletzungen und Zurückweisung erlebt oder vielleicht wurde die Sehnsucht nach Liebe, Anerkennung und bedingungsloser Annahme nicht gestillt. Ich spreche hier gar nicht von großen traumatischen Erlebnissen. Oft sind es die kleinen, wiederholten Situationen, die langfristig hängen bleiben, wie Streit, Spott anderer Kinder oder Angst vor Autoritätspersonen, um nur einige zu nennen!  Mit all dem musste das Kind zurechtkommen und hat sich zum Schutz bestimmte Verhaltensmuster zugelegt. Verletzte Innere Kinder drücken sich durch Traurigkeit, Angst, Frustration, Ärger, Neid, eventuell Aggression oder Abhängigkeiten aus.

Nach 5 oder 6 Jahrzehnten scheinen all diese früh angelegten Eigenschaften wie selbstverständlich zur eigenen Persönlichkeit zu gehören und werden unter dem Aspekt „Ich bin halt so!“ oft akzeptiert. Wir glauben zwar, wir reagieren rational und logisch, aber in Wirklichkeit ist es das Unterbewusstsein und damit auch das Innere Kind das wesentlich schneller reagiert, als der Verstand das kann.[4] Nur, mit 60Plus ist dieses Verhalten zumeist weder notwendig, noch sinnvoll. Auch ein negatives Selbstbild wie z.B.: „Ich bin nicht gut genug, Ich verdiene es nicht., Ich muss immer helfen!“  brauchen wir im Alter nicht mehr.

„Es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit!“ [5]

Sowohl energetisch als auch psychologisch ist es möglich sich mit dem Inneren Kind zu befassen und sich von belastenden Mustern zu befreien, die im Alter nicht mehr sinnvoll und passend sind. Sich dafür Unterstützung zu suchen ist Prävention pur, denn anhaltende negative Emotionen sind Hauptverursacher von Krankheiten.

JOUR FIXE MIT DEM KERNTEAM

Alle inneren Teammitglieder arbeiten autonom und wirken permanent im Hintergrund. Im Grund brauchen wir uns nicht um sie zu kümmern. Aber wir können uns mit jedem einzelnen intensiv auseinander setzen. Je nachdem, was sich gerade im Alltag zeigt, kann z.B. Achtsamkeit den Inneren Coach auf den Plan rufen oder man sorgt für eine Korrektur für´s EGO, wenn man merkt, dass man sich selbst abwertet oder geht einem häufigen, emotionalen Trigger nach. All das ist allerdings keine einmalige Angelegenheit, sondern gehört viel mehr in einen Jour Fixe. So wie wir es im Beruf auch gewöhnt waren uns regelmäßig zu treffen und zu überlegen: „Was steht an? Was können wir besser machen? Wo geht´s weiter.“  Wenn wir uns auf die Team-Mitglieder einstellen, kommen ganz von selber neue Ideen, Bilder oder Botschaften – und der eigentliche Nutznießer ist der Körper und damit unsere Gesundheit. Nimm Dir also echt Zeit dafür - ich wünsch Dir schöne Jour Fixes!

Herzlichst
Helga

[1] PROJEKT MITEINANDEER – IDEE Initiative f. dynamische Persönlichkeitsentwicklung (2019-2021). https://www.idee.co.at/index.php/miteinander-statt-gegeneinander.html

[2i Johannes HUBER: Woher wir kommen. Wohin wir gehen. Die Erforschung der Ewigkeit. edition a 2018 (Seite 14)

 [3] Studie des Allensbach-Instituts im Auftrag des Centrums für Strategie und Höhere Führung (glh)- Jänner 2020 https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/demenz-kriegsangst-umfrage-sorgen-deutsche-100.html

[4] KAHNEMANN Daniel : Schnelles Danken – Langsames Denken; Siedler Verlag; München (2012)

[5] Dieser Satz wird sowohl Erich Kästner, als auch Milton Erickson, dem Begründer der modernen Hypnotherapie, zugesprochen