Es ist meist nicht ganz einfach, sich mit dem hohen Alter auseinanderzusetzen. Viele Bilder erreichen uns, bei denen wir uns denken: „So will ich keinesfalls werden!“ Daher finde ich es sinnvoll und beruhigend, sich schöne Bilder des Alters vor Augen zu führen um andere gängige Bilder des Alters zu korrigieren. Diese schönen Bilder möchte ich Euch heute zeigen.
Take away
Die Chancen 100 Jahre alt zu werden steigen rapide an. Und wie wollen wir dann sein?
Diese Hundertjährigen zeigen uns, dass es nicht die Umstände sind, die glücklich machen – eine wichtige Botschaft gerade in diesen chaotischen Zeiten.
14 Gründe, die wir von Hundertjährigen für ein vitales und glückliches Alter lernen können.
Auf meinen letzten Post „Vorbilder, brauchen wir die noch?“ habe ich viele Feedbacks bekommen. Viele haben sich angesprochen gefühlt und mir von ihren Vorbildern erzählt, aber ich habe auch Aspekte gehört, die ich im Blog nicht berücksichtigt habe. So etwa, dass Vorbilder auch dazu anregen können sich zu überschätzen oder dass alte Menschen, die großartige körperliche Leistungen zeigen, auch einen neuen Standard setzen, dem keineswegs jeder gewachsen ist. Damit gibt es jetzt nicht mehr nur den „Jugendwahn“, sondern „Druck“ kommt quasi aus dem eigenen Lager :). Wie ich schon gesagt habe, sind für mich Vorbilder nur dazu da, um meinen eigenen Weg bewusster und mutiger zu gehen – nicht, um bedingungslos nachzueifern! Ich danke allen für diese Diskussionen und Rückmeldungen, denn genau um diese Auseinandersetzung geht es mir.
DIE SCHÖNHEIT VON HUNDERTJÄHRIGEN
Die Zahl der Hundertjährigen steigt rasant an. Weltweit sollen es nach Daten der UN derzeit über 533.000 sein, das sind so viele Menschen wie derzeit in Salzburg, Graz und Klagenfurt zusammen wohnen. Auch wenn es immer schon „steinalte“ Menschen gegeben hat (meine Urgroßmutter wurde Anfang 1900 bereits 98, meine Großmutter später 100), ist die Zahl weltweit in den letzten 20 Jahren sprunghaft angestiegen. Im Jahr 2000 waren es erst etwa 150.000! Die Chancen, dass einige von uns so alt werden, stehen also ziemlich gut! Kein Wunder, dass sich viele Bücher und Studien mit diesen Hundertjährigen auseinander setzen: Was macht sie aus? Was ist das Rezept ihres langen, und häufig gesunden langen Lebens? Und auch wenn es aus meiner Sicht keineswegs notwendig ist, dass wir dieses Alter anstreben, uns mit den Lebensweisheiten von Hundertjährigen auseinanderzusetzen, bringt in jedem Fall etwas.
Kein anderes Buch über Hundertjährige hat mich bisher so berührt wie die Fotografien von Karsten Thormaehlen. Ursprünglich Werbefotograf, hat er sich auf Fotos von alten Menschen spezialisiert, die durch ihre Echtheit, Herzlichkeit und vor allem Schönheit bestechen. Thormaehlen sagt in einem Interview in SWR2:
„Das Schöne am Alter ist die Entspanntheit, dass es nicht mehr darum geht, etwas verkaufen zu müssen, auch nicht sich selbst!“
Mir ist besonders aufgefallen, dass diese Gesichter neben einer bestechenden Gelassenheit den Eindruck vermitteln, dass diese Menschen frei von Angst sind. Dabei haben gerade diese Menschen teilweise schwere Schicksale gehabt, zwei Weltkriege mit Zerstörung und Aufbau erlebt, enorme gesellschaftliche und private Veränderungen durchgemacht ... und doch spiegelt sich Fröhlichkeit, Wachheit, Stolz und Neugierde in ihren Gesichtern. Könnten wir uns da nicht etwas abschauen und vieles etwas lockerer nehmen, was uns gerade jetzt so schrecklich vorkommt? Sind nicht gerade diese Menschen Zeugen, dass es immer gut weitergeht?
Damit schließt dieses Buch für mich unmittelbar an meinen letzten Post über Vorbilder an. Und diese Portraits vermitteln noch etwas: Wie schön kann das Alter sein..
WAS WIR VON HUNDERTJÄHRIGEN LERNEN KÖNNEN
Zu den Fotos gibt es kleine Biographien und immer wieder ist die Frage nach dem „Geheimrezept“ des hohen Alters enthalten. Auf die eine oder andere Art und Weise haben alle ein eigenes Rezept, wie sie sich ihr gesundes Alter erklären, von der Gymnastik am Morgen, über Chorsingen bis zu speziellen Lebensmitteln. Wenn man die Summe dieser Erklärungen allerdings tiefer betrachtet, stellt man fest, dass gute Laune, Optimismus, positive Weltsicht und geistige sowie körperliche Aktivität diese Leute gesund alt werden ließen. So banal das jetzt klingen mag, schauen wir uns doch um, wie viel gute Laune, Optimismus, positive Weltsicht finden wir gerade in unserer Gesellschaft? Da könnte mehr gehen!
In den letzten drei Jahren habe ich einen Arbeitskreis von Ärzten, Psychotherapeuten und Energetikern geleitet (MITEINANDER – Vital und glücklich alt werden). Gemeinsam sind wir den Themen Lebenseinstellung, Prävention und Behandlung im Alter nachgegangen und haben auch recherchiert, was Hundertjährige vital und glücklich hält. Hier ist die Liste von – teilweise überraschenden – Eigenschaften, die wir gefunden haben:
Sie sind Meister darin zu akzeptieren, was ist!
Sie verschwenden keine Zeit auf Dinge und Themen, die sie nicht beeinflussen oder ändern können.
Sie machen sich keine Gedanken darüber, was andere über sie denken oder sagen.
Sie sind vollkommen authentisch und legen keinen großen Wert darauf, ob sie gemocht werden oder nicht.
Sie verschwenden keine Energie darauf, die Erwartungen anderer zu erfüllen.
Sie sehen das Glas immer zumindest halbvoll.
Sie sind Meister des Loslassens und können und wollen sich immer wieder auf Neues einlassen.
Sie leben in Gelassenheit, weil sie zulassen, was nicht ideal ist.
Selbst im Mangel steckt für sie eine neue Chance.
Sie leben und lieben aus tiefem, innerem Frieden und Herzenskraft.
Sie genießen die kleinen Dinge des Lebens: Zeit, Natur, das Zusammensein mit Freunden u.v.m.
Sie sind dankbar für alle Segnungen und akzeptieren zugleich die Herausforderungen des Lebens!
Sie können selbst gut mit Schmerzen umgehen und nehmen sie als Lehrmeister an.
Sie sind voll Neugierde, was in unserer Welt vor sich geht und freuen sich jeden Tag aufs neue, dass sie auf der Welt sind.
Allen gemeinsam ist auch, dass sie mit den körperlichen Veränderungen viel gelassener umgehen, als wir denken, und diese für das lebensfrohe Gefühl weniger ausschlaggebend sind.
Wenn Ihr also etwas Zeit und Lust habt, dann geht doch diese Liste einmal Punkt für Punkt durch und überlegt, wie gut Ihr darin seid und wo noch Luft nach oben ist.
Ich wünsche Euch viele inspirierende Gedanken dabei!
Herzlichst Helga