Kennt Ihr den Film The Intern, in der deutschen Fassung Man lernt nie aus, der 2015 in die Kinos kam? Ich habe ihn damals gesehen und bin jetzt wieder durch Zufall darauf gestoßen. Das erste Mal - da war ich noch voll berufstätig - habe ich ihn einfach nett gefunden, aber diesmal und selber in Pension, ist er für mich zum Inbegriff dessen geworden, was man als Pensionist oder Silver Ager geben kann: Ruhe, Zuneigung, Unterstützung und gelegentlich einen Rat. Die perfekte Aufgabe in einer Gesellschaft, die einerseits immer hektischer und andererseits immer älter wird, in der die 60-80 Jährigen fit sind und viel zu geben haben. Ein Blick auf diesen Film lohnt sich! Auch ein zweiter!
Take Away
Ein Film darüber, was man im Alter geben kann - unterhaltsam und tiefsinnig gleichzeitig
Ein neue, sinnstiftende Aufgabe kann auch ganz anders sein als alles Bisherige
Es sind die neuen Qualitäten in einer neuen Lebensphase, die uns Pensionisten ausmachen
DAS PERFEKTE MATCH: JUNGE AKTIVE & JUNGE PENSIONISTEN
Über die Handlung will ich nur wenig sagen, denn sie lebt für mich von den vielen liebenswürdigen Momenten und Wendungen. Ben Whittaker (Roberto De Niro) übernimmt im Rahmen eines Senior-Praktikums einen Job in einem E-Commerce-Mode-Startup, nachdem sein Leben nach dem Tod seiner Frau langweilig und einsam geworden ist. In einer Rezension steht so bezeichnend „A 70 year old widower, who is lost in the freedom of retirement.“ Seine neue Chefin, Jules Ostin (Anne Hathaway), sehr erfolgreiche Gründerin und CEO dieses Start-ups, ist mit den beruflichen und privaten Herausforderungen überlastet. Zuerst ohne wirkliche Aufgabe und in einer für ihn total neuen Arbeitswelt, stellt sich Ben all dem Neuen und wird zur einfühlsamen, grauen Eminenz des Unternehmens, ohne sich fachlich einzumischen.
MEINE HIGHLIGHTS AUS DIESEM FILM
Wie ich Euch bereits erzählt habe, ist für mich PENSION ein neuer Job, in dem es um die Balance von 5 Säulen für ein strahlendes Alter geht (GESUNDHEIT - SINN - LIEBE - VERGNÜGEN - RESSOURCEN). Wenn ich diese Idee auf Ben Whittaker im Film umlege, dann ist sein neuer Job viel mehr als nur eine Beschäftigung in einem Senior-Praktikum zur Abwechslung.
- SINN: Man braucht auch in der Pension eine sinnvolle Aufgabe, um sich wohl zu fühlen, um, wie er sagt: „jeden Tag mit Freude aufzustehen“. Dieser Job im Reich der Jungen gibt Ben neue Lebensenergie, belebt ihn in jeder Hinsicht. Gebraucht zu werden und einen aktiven Platz in unserer Gesellschaft zu haben, das macht jung. Diese Aufgabe kann auch ganz anders aussehen, als bisher. Um sie zu finden muss man selber aktiv und initiativ sein und etwas wagen.
- Zu den bisherigen persönlichen Expertisen und Erfahrungen kommen ganz neue Qualitäten, die jetzt gefragt sind: Ruhe, Gelassenheit, menschliche Wärme, Zuneigung, Begeisterung, Umsichtigkeit, Einfühlungsvermögen. Obwohl Ben Chef einer Firma war, stellt er nicht seine ehemalige Position oder sein Wissen in den Vordergrund, sondern geht subtil auf die Bedürfnisse der Jungen ein und ist da, wenn er gebraucht wird. Die digitale Arbeitswelt ist in vieler Hinsicht anders, aber Menschlichkeit ist mehr gefragt, denn je.
- VERGNÜGEN & NEUES: Ben will die neue Welt verstehen. Er hängt nicht in der Vergangenheit, sondern stellt sich dem Neuen mit großer Offenheit und Begeisterung. Daher setzt er sich mit all den dazugehörenden Technologien auseinander: vom Handy bis zum digitalen Business!
- LIEBE: Mit dieser neuen Aufgabe baut Ben ganz selbstverständlich ein neues Netzwerk voll sozialer Integration auf, erobert die Herzen aller und findet schließlich seine neue Liebe.
- RESSOURCEN: Ben lebt in einem großen Haus alleine und beschließt einen jungen Praktikanten bei sich wohnen zu lassen. Ein interessanter Gedanke.
- GESUNDHEIT: Durch die Langeweile wirkt Ben anfangs alt und grau. Seine Begeisterung, Aufgabe und Liebe wirken sich verjüngend aus, wie auch Roberto de Niro im Verlauf des Films großartig darstellt. Und wie man am Ende des Film sieht, hält er sich zusätzlich mit Qi Gong fit.
SO KÖNNTEN DOCH PENSIONISTEN-JOBS DER ZUKUNFT AUSSEHEN!
Für mich ist der Film viel mehr als ein „Ich bin auf der Suche nach Sinn“ Programm für Senioren, wie es in manchen Rezensionen heißt. Für mich ist der Film zukunftsweisend! Überall heißt es, man muss sich in der Pension eine Beschäftigung suchen. Meistens sind damit Freizeitaktivitäten wie Studium, Malen, Handwerkliches oder Freiwilligenarbeiten wie Leih-Oma oder soziale Vereine etc. gemeint. All das ist richtig und ein wichtiger Beitrag für unsere Gesellschaft. Aber nicht für alle ist das erfüllend genug. Manche wollen noch, auf neue Art und Weise, in die Arbeitswelt eingebunden sein. Wie wäre es also mit der Integration von Pensionisten in Unternehmen oder Organisationen, wo sie in neuen Rollen die Stärken des Alters einbringen?
WIR BRAUCHEN WEISE VORBILDER
Michael Lehofer (Psychiater & Psychotherapeut) meint in einem Interview:[1] Ideen, Motivation und Wissen gibt es genug in unserer Gesellschaft. Was sie braucht, ist mehr Warmherzigkeit, menschliche Wärme, das größte Mangelgut. Das macht alte Menschen attraktiv. Eine weise Kultur ist eine warme Kultur. Wir brauchen auch mehr Vorbilder. Die weisen Alten müssen vor den Vorhang. Vorbilder machen spürbar, dass es geht.
Auch wenn es nur ein Film ist, Ben ist eine Art Vorbild und zeigt uns, so könnte es gehen!
Daher möchte ich Euch noch zum Schluss meine Definition für Weisheit geben.
Wir sind weise,
wenn wir nicht aufgrund unbewusster Muster
auf äußere Reize reagieren,
sondern in unserer Kraft und Ruhe bleiben,
egal was im Außen ist
und somit authentisch, liebevoll und mitfühlend reagieren.
So weise wird man allerdings nicht durch das Alter alleine, sondern nur durch die reflektierte Auseinandersetzung mit sich selbst und allem was sich zeigt.
Herzlichst
Helga
[1] https://www.zukunftsinstitut.de/artikel/alter-ist-eine-illusion-interview/